In Berlin gibt es einen Kindergarten, da halten sich nicht nur Kinder auf, eigentlich sind da die Kinder in der Minderheit, aber die Großen führen sich auf wie Kinder. Da gibt es die Angela, viele der größeren Kinder nennen sie auch "Mutti". Aber Mutti Angela hat irgendwie Pech mit den großen Buben.
Da gab´es einen Horst, den machte sie zum Bundespräsidenten. Und was macht der Horst. Er schmeißt alles hin. Und vorher hat er die Wahrheit ausgeplaudert: Ja, auch diese Republik setzt ihre Soldaten für Wirtschaftskriege ein. Natürlich ist das so, Kriege wurden schon immer geführt, um anderen Völkern etwas wegzunehmen - nicht nur das Leben.
Also. Horst, so etwas sagt man nicht, denken ist erlaubt - aber doch nicht als Präsident. Auf diesem Globus gibt es ja viele andere Präsidenten, die waren erschrocken. Was fällt diesem deutschen Präsidenten eigentlich ein? Und sie wandten sich an Angela. Und Angela wandte sich - hin und her. Ja, und dann legte Horst einfach sein Amt nieder. Einfach so!
Also brauchte Angela einen Neuen. Einen neuen Präsidenten. Und das musste einer sein, auf den sie sich hundertprozentig verlassen kann! Hmm, das war schwer. Sie kennt natürlich viele Buben aus alten Zeiten, auch aus ihrer Zeit als FDJ-Sekretärin, nein, sie braucht einen voll verlässlichen Buben aus dem Westen. Und da fiel ihre Wahl auf den Christian.
Ja, dem Christian war sie noch einen Gefallen schuldig. Denn der Christian hat bei der Angela gepetzt! Das war als Angela ihren ersten Anlauf machte, Kanzlerin zu werden. Aber sie musste sich zurückziehen, weil Männer - natürlich! - den Edmund aus Bayern zum Kandidaten kürten. Das hat sie stets gewurmt, sie wollte wissen, wer dieses Ding hinter ihrem Rücken gedreht hatte. Da hat dann der Christian gepetzt: der Andenpakt.
Nun wusste Angela, wer ihr Gegner war: der Andenpakt - lauter Männer - natürlich! Und wie wird ein Mädchen mit frechen Buben fertig? Sie lobt sie fort - in die Industrie zum Beispiel. Angela kennt ja viele Firmen und Verbände, die tun ihr den Gefallen und nehmen einen solchen frechen Buben auf, der bekommt dann einen feinen Posten und natürlich ein ganz großes Auto! Damit ist dann so ein frecher Bube beschäftigt und hat keine Zeit mehr, die Angela zu ärgern!
Also, der Christian wird Nachfolger vom Horst - das war beschlossene Sache! Beinahe wäre das gescheitert, aber Angela konnte - wieder einmal - mit den roten Schmuddelkindern - ganz links - rechnen. Die stellten ein eigenes Mädchen als Kandidatin auf und verhinderten so, dass ein starker Gegenkandidat auf Anhieb gewann.
So dauerte das Spiel "Wir wählen einen Präsidenten" über neun Stunden - dann hatte Angela es geschafft: ihr Christian wurde Präsident! Und zunächst schaute es aus, als sei der Christian ein guter Präsident. Gut für Angela. Er meckert nicht rum, nun ja, er hat ein paar Schwerpunkte, die aber nicht weh tun: den Islam zum Beispiel, prima, wir haben ja viele Muslime im Land, da kann sich der Christian darum kümmern.
Auch wenn aus dem tiefschwarzen Bayern immer wieder grollende Stimmen zu hören sind, dass der Islam nicht in den Kindergarten gehört!
Aber seit dem Sommerfest in diesem Jahr musste Angela erkennen, dass der Christian jetzt aufmuckt, ja er meckert an der Angela herum! Er traut sich etwas! Anstatt dass er froh ist, von der Angela einen so schönen Job bekommen zu haben, mäkelt er an der Angela herum. Eben - Undank ist der Welt Lohn!
Der Christian will plötzlich mehr Demokratie! Ja, ist er noch recht bei Trost? Er meckert, dass das Parlament gar keine Entscheidungen fällen kann und darf, das machen vorher kleine Gremien und die Abgeordneten dürfen dazu klatschen und dann wird Gesetz, was die Lobbyisten-Buben sich ausgedacht haben.
Und jetzt kommt der Christian daher, und mäkelt daran herum! Dabei weiß doch die Angela, dass die meisten Abgeordneten mit diesem System zufrieden sind. Es lässt viel Freiraum für die Abgeordneten, den sie für ihre Beraterdienste nutzen können. Und jetzt kommt der Christian - ein richtiger Spielverderber.
Was macht Angela? Sie schweigt - öffentlich. Und tut so, als hätte Christian nichts gesagt. Schweigen kann sie gut!
Und sie grübelt: Das ist bereits der zweite Präsident im Schloss Bellevue, der plötzlich einen Drang verspürt, nur die Wahrheit auszusprechen. Was ist da im Schloss Bellevue eigentlich los? Gibt es da irgendwelche Ausdünstungen? Oder? Ihr kommt ein schauerlicher Gedanke: Der Christian war doch mal zu Besuch in Russland. Und da wurde ihm Salat mit frischem Regenwurm serviert - der bewegte sich noch!
Der Christian hat diesen Wurm natürlich nicht gegessen - und auch nicht den Salat. Aber wer weiß, was ihm die Russen da sonst noch verabreicht haben? Vielleicht eine Wahrheitsdroge?!
Da muss sie doch bei nächster Gelegenheit den Wladimir fragen - unter vier Augen - ohne Dolmetscher! Angela hat ja früher perfekt Russisch gelernt ...