Heute abend kam eine Freundin zu mir, allein - das wunderte mich. Sonst kam sie stets mit ihrem Freund.
Ich fragte sie auch gleich: "Nanu, heute allein? Ist dein Freund krank?"
"Nein, krank eigentlich nicht, aber ich mache mir Sorgen. Er hat sich in den letzten Wochen sehr zum Nachteil verändert."
"Inwiefern? Was ist anders?"
"Angefangen hat es, dass das Geld bei uns knapp wurde, da hat er Auftragsarbeiten übernommen."
"Was für Auftragsarbeiten?"
"Nun ja, Partnerzusammenführungen und so. Ich war immer dagegen. Er hat es trotzdem gemacht. Und er hatte Erfolg. Also übernahm er immer mehr Aufträge. Und er wurde ganz anders, manchmal erkenne ich ihn nicht wieder. Das Gesicht zu einer Fratze verzerrt, aber nur ganz kurz. Manchmal total fahrig, dann wie weggetreten."
"Und übernimmt er immer noch Aufträge?"
"Einmal kam ich überraschend nach Hause, da hörte ich, wie er telefonierte. Da bekam ich mit, dass er die Konkurrenz von einem Firmenchef verwünschen sollte. Und der Kunde wollte wissen, ob er das schon gemacht habe. Da sagte er, dass er erst bei Erfolg kassiere. Ich zog mich dann zurück und beobachte heimlich meinen Freund. Einmal schlich er sich in den frühen Morgenstunden aus dem Haus, ich folgte ihm heimlich, nahm aber als Alibi unsere Hunde mit, im Falle des Falles mussten die halt pinkeln."
"Und hast du etwas mitbekommen?"
"Bei uns ist ja ein alter Steinbruch, den nützen manchmal die Moto Cross Fahrer, der Ort gilt als ziemlich verwunschen, da geht kaum einer freiwillig hin. Aus einiger Entfernung schaute ich zu, verstanden habe ich nicht viel, aber seine Bewegungen verrieten mir einiges. Die Hunde waren erstarrt und blieben ruhig. Dann ging ich vor ihm ins Haus zurück."
"Hast du ihn gesehen, als er nach Hause kam?"
"Ja, total übermüdet, mit einem teuflischen Zug um die Lippen. Er sah. dass die Hunde auf waren, da sagte ich, ich musste noch mit denen raus. Er nickte nur kurz, zog sich die Schuhe aus und wollte mit den Kleidern ins Bett fallen. Ich ließ das nicht zu und zog ihn aus. Da merkte ich, dass er mir total leicht vorkam. Er schlief sofort ein."
"War er am Morgen verändert?"
"Überhaupt nicht! Er war vor mir wach, hatte schon den Frühstückstisch gedeckt und weckte mich ganz liebevoll. Aber ich beschloss, ihn zu beobachten. Einige Tage später sah ich, wie er in der Tageszeitung eine Seite rausriss. Mit dieser Seite ging er in sein Zimmer. Dann kam er raus und sagte, er müsse mal schnell weg. Als er weg war, schlich ich mich in sein Zimmer. Da lag ein aufgeschlagener Ordner, da lag obenauf eine Zeitungsseite mit einer Todesanzeige, ziemlich neues Datum. Und eingeheftet weitere Todesanzeigen, mit handschriftlichen Anmerkungen. ein Datum, und eine Zahl, wahrscheinlich ein Betrag, und bei manchen ein kleines Kreuz."
"Das schaut nach einer Art Buchführung von deinem Freund aus!"
"Ja, davon bin ich überzeugt. Mein Freund, der Schwarzmagier."
"Hast du ihn darauf angesprochen?"
"Nein, ich habe Angst davor und vor ihm! Was soll ich machen?"
Bevor ich antworten konnte, klingelte bei mir das Telefon: Ihr Freund, er wollte wissen, ob seine Freundin bei mir sei. Ich bejahte: "Ja, Eure Hunde haben vielleicht etwas aufgeschnappt, ich gebe etwas mit. Sie kommt dann gleich." Er: "Sie kann sich Zeit lassen ..." Sein Tonfall gefiel mir allerdings nicht.
Wieder wollte seine Freundin wissen, was sie machen solle. Ich überlegte: Zuerst muss ich wissen, mit welchen magischen Ritualen er arbeitet, vorher hat alles keinen Sinn. Also sagte ich zu ihr: "Also du gehst jetzt nach Hause, kümmerst dich um die Hunde. Und du hast immer dein Handy an. So dass du mich schnell erreichen kannst. Und ich versuche etwas über seine Quelle für die Rituale ausfindig zu machen."
"Und wenn dein Freund nicht zu Hause ist, rufst du mich an, dann sehen wir weiter."
(C) Copyright 2004-2010 by Kiat Gorina, Windsbach. Alle Rechte vorbehalten.