Karl-Theodor zu Guttenberg in Halifax - wer glaubte, er werde die schwarzgelbe Regierung, der er angehört hatte, verteidigen, sah sich getäuscht. Und die Springer-Presse resp. die WELT kritisierte gleich den Freiherrn, den sie wenige Monate vorher zum Kronprinzen ausgerufen hatte:
Jetzt sei er "dicklich", "aus der Form geraten", sehe aus wie Lothar Matthäus. Also dies ist er meiner Meinung nach nicht. Es kann natürlich sein, dass die amerikanische Ernährung auf die Zeit auf die Pfunde schlägt. Und er hat eine andere Frisur - warum auch nicht. Und keine Brille - nun, wenn er keine braucht.
Da sitzt er nun bei einer Podiumsdiskussion zusammen mit dem Vorsitzenden der Organisation der Human Rights Watch und Alan Mendoza von der Henry Jackson Society. Und übt Rache: Rache an seinem Intimfeind Guido Westerwelle - Deutschland hat sich ja beim NATO-Einsatz in Libyen nicht beteiligt. Solche Kritik hört sich in den USA gut an - und sein Mentor Henry Kissinger hört solche Kritik auch gerne.
Und er kritisiert auch seine einstige Gönnerin, die bis zuletzt versucht hatte, einen Rettungsschirm über ihn zu halten - die Kanzlerin persönlich. Der Freiherr sieht jetzt aus der Ferne in Deutschland nicht nur eine Schulden-, sondern auch eine Regierungskrise! Klar, Deutschland hat ihn verschmäht, es musste ja so kommen.
In den USA wissen die wenigsten, wieso er alle seine Ämter zurückgegeben hatte. Das spielt in den USA auch keine Rolle. Da ist er einer aus einer Denkfabrik und beteiligt sich an einer 75 Minuten langen Podiumsdiskussion. Aus, fertig, Schluss!
Und die deutsche Staatsanwaltschaft verschiebt eine Entscheidung in der Causa Guttenberg: Der Nutzer petermilger lud ein Video in YouTube hoch und schreibt unter anderem:
"Wenn zu Guttenberg straffrei ausgeht, kann sich jeder in einschlägigen Verfahren drauf berufen. Jeder kann dann Bücher mit Texten anderer verkaufen, ohne dafür zu bezahlen. Zum Schaden von Verlagen und Autoren. Es besteht also ein Öffentliches Interesse an einer Strafverfolgung."
Das sind ja für Verlage und deren Autoren äußerst trübe Aussichten!
Quelle: WELT ONLINE Guttenberg meldet sich mit Merkel-Schelte zurück