Was sind die Wahlhelfer zusammengezuckt, als ich bei der Abgabe meiner Wahlbenachrichtigung tönte: "Die Karte brauche ich noch, es gibt ganz bestimmt eine Stichwahl!"
Die Gesichter der vier Gestalten wurden blass! Stichwahl? Im flächengrößten Landkreis Ansbach von Bayern? Seit vierzig Jahren gibt es diesen Landkreis, und noch nie gab es eine Stichwahl. Aber wenn die "Hexe" das sagt ...
Und wieder hat es sich gezeigt: Kommunalwahlen und auch die Wahl des künftigen Landrats sind Persönlichkeitswahlen! Da spielt die Zugehörigkeit zu einer Partei weniger eine Rolle. Und der Kandidat der CSU? Tja, der wurde in alter CSU-Manier bestimmt:
Da hatte der amtierende Landrat letztes Jahr verkündet, dass er vorzeitg aufhören muss. Weil er schwer erkrankt ist - Parkinson - der Arme. Und gleich meldeten sich altbewährte Kommunalpoltiker als Kandidaten. Und einige hatten auch große Teile der Basis hinter sich.
Aber das störte die CSU-Granden nicht: Der altergraute Ehrenvorsitzende und der scheidende Landrat einigten sich auf einen Kandidaten, den außer ihnen keiner kennt: das "Wiggerl"! Doch, bei der jungen Union, da kennt man das Wiggerl. Aber die Bevölkerung?
Da geht ja auch nicht. Denn das Wiggerl arbeitet sotzusagen im Ausland - in Baden-Württemberg - als Wirtschaftsförderer. Und er hat einen Doktor. Ja, der kann reden, dass keiner ihn versteht. So viele Fremdwörter kennt der - nicht zum Aushalten! Ist halt ein Doktor - ein Studierter.
Manch einer mag sich gedacht haben: "Es langt, wenn schon mein Doktor mit Latein um sich wirft. So einen Landrat brauchen wir nicht, den versteht doch keiner!" Und es kam, wie es kommen musste: Das Wiggerl hat die absolute Mehrheit weit verfehlt. Das war das erste Mal in der vierzigjährigen Geschichte des Landkreises Ansbach!
Partei | Stimmen (in Prozent) |
CSU | 38,58 |
SPD | 20,82 |
Grüne | 19,86 |
Freie | 17,94 |
ÖDP | 2,86 |
Die CSU-ler verstehen die Welt nicht mehr! Dabei gab es ja schon bei der letzten Wahl des Landtags ein Menetekel für die CSU - aber die übersahen es. Der Kandidat der CSU wurde zwar mit absoluter Mehrheit gewählt, aber die Fraktion der Kreisräte der CSU musste arg Federn lassen. Zu viel Unmut über die Starallüren der CSU in der Vergangenheit hatte sich aufgestaut.
Und der Kandidat der SPD nutze die Gunst der Stunde und bastelte eine Koalition der Bunten - ja der Roten, Grünen, Freien und Gelben. Ja, damals gab es noch die Gelben. Und der Chef der Gelben machte dem Fraktionsvorsitzenden der Schwarzen ein Angebot: Was bietet ihr uns, wenn wir drei Gelbe immer mit euch stimmen, so dass ihr wie früher die Mehrheit habt?
Aber der schwarze Fraktionsvorsitzende nahm das gelbe Angebot nicht ernst. Der Gelbe war sauer und verbündete sich mit den anderen Bunten. Folge: Die beiden Stellvertreter des Landrates wurden ein Roter und ein Freier! Welch eine Schande für die CSU! Immer wenn der Landrat urlaubte oder kurte oder krank war, dann wurde dieser Landkreis von einem Roten regiert.
Und die Schwarzen mussten neidvoll zugeben: Der rote Kurt macht seine Sache gar nicht schlecht! Vor allem - mit ihm kann man reden! Und auch der Freie, wenn er stellvertretend regierte, überzeugte.
Was man von dem jetzigen Kandidaten der CSU nicht sagen kann! Vor allem, weil ihn keine kennt - abgesehen von einigen Ausnahmen! Aber die wohnen im bayerischen Ausland. Und die Schwaben sind den Franken höchst verdächtig! Da grassiert ja das Grünen-Virus - die haben jetzt sogar einen grünen Ministerpräsidenten. Was ist, wenn das auch in Bayern ausbricht?
Wer weiß, vielleicht hat das Wiggerl gar diesen Virus nach Mittelfranken eingeschleppt? Es hätte nicht viel gefehlt und die Kandidatin der Grünen wäre auf dem zweiten Platz gelandet. Und dann hätte es eine Stichwahl gegeben zwischen Schwarz und Grün! Nicht auszuhalten - für die Schwarzen.
So kommt es am Sonntag zur Wahl zwischen Schwarz und Rot. Wobei der Rote schon aus der Praxis weiß, was Regieren - auch und gerade als Landrat - bedeutet! Und Wirtschaftsförderer leistet sich der Landkreis ja schon zwei Geschäftsführer. Braucht diese Wirtschaftsförderung noch einen Landrat dazu?
Diese Stichwahl wird spannend. Es entscheidet sich auch, ob die CSU den fallenden Trend aufhalten kann.
Rede Christian Ude in Bechhofen
Landratskandidat Kurt Unger zum Thema Aufwachsen und Lernen
Ich wollte das Gebot der Parität befolgen und ein Video über den Kandidaten der CSU hier reinstellen - aber ich habe keines gefunden! Und dabei habe ich wirklich gesucht! Wo aber nichts ist, kann auch nicht gewählt werden!