Da gibt es den Wirtschaftsweisen Prof. Wolfgang Frantz. Er schreibt zur Erhöhung der Hartz IV Bezüge: "Je stärker der Satz steigt, umso geringer ist der Anreiz, wieder eine Arbeit aufzunehmen." Und da gibt es die Rentner News - von Rentnern für Rentner - die hetzen gleich:
"Nach den Zahlen des jüngsten Gutachtens der Wirtschaftsweisen wird in den kommenden Jahren der Hartz-IV-Regelsatz in schwindelerregende Höhen steigen." Was bedeutet "schwindelerregend"? Das kommt gleich:
"Bereits zu diesem Jahreswechsel wird der Regelsatz um extreme 10 Euro auf 374 Euro/Monat emporschiessen. Schon bereits ein Jahr später soll dann der Regelsatz um weitere rund 9 Euro in die Höhe katapultiert werden. Der Grund für diesen Boom liegt an der Koppelung der Hartz-Sätze an die Inflation und die Löhne, die in den nächsten Monaten kräftig steigen werden."
Quelle: Rentner News Wirtschaftsweiser warnt: Hartz-IV steigt weiter
Also, das wusste ich gar nicht, dass eine Erhöhung um 10 Euro pro Monat "extrem" sind? Und wenn der Regelsatz pro Monat um 9 Euro steigt, dann wird der Regelsatz nach oben "katapultiert"? Es wird auch der Grund angegeben:
Hartz IV Regelsätze sind an die Inflation und die Löhne gekoppelt. Da frage ich wirklich, wer hat Interesse daran, dass die Rentner gegen die Langzeitarbeitslosen aufeinander gehetzt werden. Wer hat etwas davon? Die politischen Verantwortlichen für das Sozial(un)wesen.
Fakt ist, dass die realen Arbeitsplätze in der Wirtschaft immer seltener werden. Ich meine keine Niedriglohnjobs und auch keine Minijobs. Sondern Arbeitsplätze, bei denen soviel Löhne gezahlt werden, dass davon ein Mensch auch in Würde leben kann! Aber solche Arbeitsplätze werden immer weniger.
Nur kann dieses System "überleben", wenn genügend Arbeitsplätze vorhanden sind. Also werden Arbeitsplätze produziert werden - in den Verwaltungen und Behörden. Nicht nur im Sozialunwesen - auch Hartz IV genannt! Nein, da gibt es auch andere Beispiele:
Nehmen wir die PSW! Noch nie gehört? Das Akronym steht für Privater Sachverständiger für Wasserrecht. Ja, die gibt es wirklich! Entstanden sind sie, weil die Länder Arbeitsplätze abbauen sollten. Zum Beispiel bei den Wasserwirtschaftsämternämtern.
Aber die Arbeiten in den Wasserwirtschaftsämtern blieben - das haben wir immer so gemacht, also bleibt es so. Also wurden einige Mitarbeiter in den Wasserwirtschaftsämtern versetzt - zum Beispiel in die Verwaltung von Gemeinden. Dann konnten die Wasserwirtschaftsämter stolz melden: Wir haben Arbeitsplätze reduziert!
Und es wurde für die nicht reduzierten Arbeiten PSW installiert. Unterm Strich sind jetzt mehr Leute mit diesen Fragen beschäftigt als zuvor:
Die PSW müssen natürlich geprüft und zugelassen werden. Wer macht das? Das Wasserwirtschaftsamt kann das nicht erledigen: erstens, weil sie ja Personal aufgebaut haben und zweitens, wie schaut es aus, wenn sich ein Wasserwirtschaftsamt quasi selbst kontrolliert.
Also was tun? Natürlich, ein Landesamt muss das übernehmen. Aber das schreit sofort: Wir haben kein Personal für solche zusätzliche Aufgaben frei. Ergo: Es werden neue Arbeitsplätze geschaffen - in den Landesämtern.
Diese Neuen prüfen, ob der PSW auch die erfordelichen Kenntnisse aufweist. In einer Prüfung? Aber nein, dafür ist keine Zeit! Der PSW muss halt Bescheinigungen vorlegen, dass er bestimmte Kurse besucht hat. Dann wird er als PSW zugelassen.
Und es wird von den Landesämtern natürlich auch überprüft, ob der PSW auch nichts vergessen hat und stets auf dem aktuellen Stand der Gesetzeslage sich befindet.
Ja, und die PSW müssen auch bezahlt werden, das machen jedoch nicht die Ämter, sondern das muss der Bürger erledigen. Wenn er einen PSW beauftragt. Und das muss, das schreibt ihm eine neu zu schaffende Stelle im Landratsamt vor, zum Beispiel ein Sachgebiet für Wasserrecht.
Das wird dann nicht nur ganz schön kompliziert. sondern für den Bürger ganz schön teuer! Da frage ich mich, wieso läuft das so? Ganz einfach, Arbeitsplätze müssen her! Auch wenn solche Arbeitsplätze in den Verwaltungen unproduktiv sind und doppelt Geld kosten: Einmal die üblichen Personalkosten - getragen von Steuernmitteln und zum andern von den Bürgern, die die PSW bezahlen müssen.
Und diese unproduktiven Arbeitsplätze in den Verwaltungen haben auch zur Folge, dass die steuerlichen Belastungen der Bürger steigen und steigen - und der Bürger immer weniger Gegenleistungen dafür erhält. Aber die wichtigste Funktion dieser unprodukt/iven Arbeitsplätze besteht darin, dass Menschen versorgt sind und natürlich zu ihren Versorgern halten - und jetzt wissen wir auch, wieso dieses derzeitige System das bedingungslose Grundeinkommen fürchtet wie der Teufel das Weiwasser!
Weil nämlich dann diese ganzen Tricks offenbar und öffentlich werden und die gesamte Trickserei zusammenfällt wie ein Kartenhaus. Das ist ja schon der Fall, wenn Piraten fordern, dass die Benutzung des Nahverkehrs umsonst ist. Da spricht vieles dafür, ein monatlicher Obulus - viel billiger als eine Monatskarte - und jeder kann rund um die Uhr umsonst fahren. Da werden alle möglichen Gegenargumente aufgefahren - nur nicht eines: Wie beschäftigen wir dann die frei werdenden Mitarbeiter in den Verkehrsbetrieben?