Heute fand ich eine Meldung "Polyesterfolie umhüllt Unglücksreaktor Fukushima". Ich guckte noch mal hin, ich hatte mich nicht verlesen! Und der erste April war doch schon - oder kommt erst! Doch, die Redakteure der WELT ONLINE meinten ihren Artikel offensichtlich ernst!
Hmm, hatte ich da etwas verpasst? Gibt es etwa eine neue Physik? Aber da steht wirklich: "Tepco hat den Katastrophen-Reaktor in Fukushima mit einer Plastikfolie bedeckt, damit keine Strahlung mehr austritt." Wow, das muss ja eine ganz tolle Folie sein! Dann ist ja das Problem mit dem radioaktiven Abfall gelöst: Ab in einen Müllbeutel und in den nächsten Restmüllbehälter!
Also, Leute, so einfach ist es! Man muss sich nur zu helfen wissen! Und die Japaner sind ja bekannt dafür, dass sie sehr schlau sind - fast wie die Schwaben! Und der Umhüllungskünstler Christo bekommt dann jede Menge zu tun - allein Japan hat 54 Atommeiler, nur noch zehn sind in Betrieb. Also müssen 44 Atommeiler in Folie gewickelt werden!
Und in Deutschland erst, da gibt es ja ungelöste Probleme: mit Asse, mit dem Schacht Konrad, mit Gorleben! Erleichterung in der Atombranche und bei den anderen Bundesländern: Die Suche nach alternativen Entsorgungsstätten für Atommüll kann abgeblasen werden. Das kommt alles nach Gorleben - aber natürlich schön in Folie gewickelt - wie es sich gehört!
Irgendwie ließ mir das keine Ruhe, und ich schaute bei Telepolis, ja die berichteten auch über diese japanische Idee. Den heise-Artikel findet ihr hier: "Fukushima: Folienzelt für Reaktorruine - Plastikfolie soll Ausbreitung radioaktiver Partikel verhindern". Aha, darum geht es, die Ausbreitung von radioaktiven Partikeln soll abgestellt werden - aber nicht die Strahlung! Irgendwie scheinen da die WELT-Redakterue etwas falsch verstanden zu haben. Schade, die waren gewiss euphorisch, dass mit Folien die Radioaktivität bekämpft werden könne - geht aber leider nicht.
Und im heise-Artikel steht noch mehr: "Eine Abschirmung gegen radioaktive Direktstrahlung sei dagegen nicht das Ziel der Folienkonstruktion." Also, wieder mal eine WELT-Ente. Und heise verweist auf die taz: "Die Taz berichtet vom Vertrauensverlust der Bevölkerung in die Informationspolitik der japanischen Regierungsstellen und von der Gründung der Bürgerinititative Citizens Radioactivity Measuring Station (CRMS). Sie hat sich organisiert, um die Strahlenbelastung der Region selbst zu messen und die Bevölkerung unabhängig von den japanischen Regierungsstellen zu informieren."
Aber jetzt kommt es knüppeldick für die Atombefürworter! Die Japaner glauben den Politikern und den Managern nicht mehr! Schlimmer noch, sie wollen selbst messen! Das darf doch nicht sein, da könnten die Japaner und der Rest der Welt endlich aufwachen und erkennen, wie schlimm es wirklich steht. Und dann könnten immer mehr Menschen fordern, dass kein neues Atomkraftwerk mehr gebaut wird und dass die alten allesamt abgeschaltet werden - auf dem ganzen Planeten!
Da stöhnen die Militärs global auf: "Das geht nicht! Wir brauchen doch Plutonium für unsere Waffen!" Und die Waffenindustrie droht mit dem globalen Verlust von Arbeitsplätzen. Nur die Chinesen - die haben sich schon längst für Thorium entschieden - aber das gibt Stoff für einen anderen Artikel.
Und wenn erst global die Anzahl der Krebserkrankungen steigt - trotz Folie, dann werden eben die Grenzwerte erhöht, das hat zwar in der Vergangenheit nicht geholfen - aber die meisten Menschen wurden dann beruhigt: "Die Grenzwerte werden eingehalten!" - auch ohne Folie.
Und die internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat ja sogar ein Video über diese Folien veröffentlicht - aber ich fürchte, da habe ich auch etwas missverstanden:
IAEA veröffentlicht Folien zu Fukushima