Unlängst waren wir eingeladen. Von einem Pärchen. Sie haben keine Kinder. Ihr Mann zeigte uns dann so Geräte, von denen er meinte, dass er sie im Ernstfall braucht.
Er zeigte mir ganz stolz seinen Solarkocher, ein großes Gestell, da lässt sich ein Spiegel auseinanderfalten. Damit werden die Sonnenstrahlen gebündelt und im Brennpunkt wird ein Kochtopf gestellt. Was ich davon halte?
Ich murmelte: "Ein schönes Spielzeug!"
"Aber damit können wir kochen, wenn der Strom ausgefallen ist!"
"Und was machst du, wenn keine Sonne scheint?"
"Also, ich habe in deinem Buch gelesen, dass du bei der Roten Armee zur Einzelkämpferin ausgebildet wurdest. Da wärst du doch froh gewesen, so etwas gehabt zu haben."
"Nein, bestimmt nicht. Das hätte ich doch alles mitschleppen müssen. Und das spiegelnde Zeug, damit wäre ich sofort aufgefallen und der Feind hätte mich sehr leicht entdeckt."
"Wieso? Welcher Feind?"
"Also, wenn alles zusammenbricht, dann kämpft jeder gegen jeden. Und was lernen wir daraus? Erstens, ja nicht auffallen und zweitens, zu lernen sich zu verteidigen."
Seine Frau griff ein: "Meinst du wirklich? Werden da unsere Nachbarn uns bekämpfen? Wir verstehen uns doch sehr gut mit ihnen!"
"Wenn wirklich so etwas wie eine Apokalypse eintritt, dann haben wir Extremsituationen, da gelten die bisherigen ethischen Verhaltensmuster nicht mehr. Da heißt es nur noch: Jeder ist sich selbst der Nächste!"
"In deinem Buch schreibst du, wenn junge Rekruten in der Wildnis ausgesetzt wurden, da hattest du keine Schwierigkeiten. Wieso eigentlich?"
"Na ja, für mich war das nichts Besonderes, mich irgendwie durchzuschlagen."
"Was würdest du vorschlagen für einen Überlebenskampf?"
"Also gehen wir mal davon aus, dass die herkömmliche Zivilisation zusammengebrochen ist. das bedeutet: keinen Strom, kein Kraftstoff, keine Autos, kein Öl, keine Batterien, keine Elektronik, kein Fernsehen, kein Radio, keine Handys, keine Telefon. Was bleibt uns dann als Transportmittel? Zu Fuß gehen? Mit dem Fahrrad fahren. Zu Pferd? Kurzum wir werden ins 19. Jahrhundert zurückgeworfen."
"So habe ich es noch gar nicht gesehen."
"Eben. Und deinen Solarkocher würde ich mit einem Stirlingmotor koppeln, der könnte dann einen Generator antreiben, mit dem Akkus aufgeladen werden."
"Was ist denn ein Sitrlingmotor?"
"Das ist ein Motor, der mit Wärme läuft, die ihm von außen zugeführt wird. Bei einem konventionellen Diesel- oder Benzinmotor wird ja der Kraftstoff im Innern des Zylinders gezündet und dafür brauche ich speziellen Kraftstoff. Beim Stirlingmotor dagegen kann ich jede Wärmequelle nehmen."
"Ja, und gibt es solche Stirlingmotore schon?"
"Sicher, die hat ein schottischer Pfarrer names Robert Stirling ausgedacht. Damals gab es nur Dampfmaschinen, bei denen öfters die Kessel platzten. Stirling wollte mit seinen Motoren eine ungefährliche Variante anbieten."
"Toll. Dann wären wie vom Stromerzeuger unabhängig."
"Und du kannst es auch jetzt schon einsetzen, überall dort, wo es keine Stromleitungen gibt, zum Beispiel in Hütten im Gebirge."
"Und warum bietet das niemand an?"
"Weil die großen Stromerzeuger es nicht wollen. Die wollen ihr Monopol behalten."
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