Am nächsten Morgen wurde Monica von einem Zimmermädchen geweckt, einer sehr jungen und sehr hübschen Latina: "Frau Monica, Sie müssen aufstehen ..." Langsam stemmte Monica ihre Augen auf und sah die Latina. Stimmt, sie wollten ja früh aufstehen, sie mussten ja nach Frankfort fliegen. Die Latina fragte sie: "Der Imperator möchte wissen, ob sie mit ihm frühstücken wollen?"
Monica sprang aus dem Bett und reckte sich: "Ich dusche mich erst mal!" Die Latina wies auf mehrere Berge von Wäsche und Kleidung: "Der Imperator hat mich beauftragt, für Sie Wäsche zu besorgen ..." Monica ging unter die Dusche. Danach bestand das Zimmermädchen darauf, ihr den Rücken abzutrocknen. Dann sah sich Monica die Textilhaufen an und suchte sich Passendes heraus. Es stand auch ein Edelkoffer da, da legte die Latina die Kleidungsstücke sauber gefaltet hinein.
Monica klopfte an die Zwischentür, und ging in die Imperatorensuite. Der Imperator wartete schon auf sie, er erhob sich, strahlte sie an: "Guten Morgen, hast du gut geschlafen?"
"Ja, recht angenehm. Und jetzt habe ich Hunger."
Beide frühstückten, Monica fragte: "Wann müssen wir los?"
"So in einer halben Stunde kommt der Chauffeur, der bringt uns zum Flughafen."
Monica bestaunte den Airliner, der auf sie wartete. Die Sitze waren üppig gepolstert und sehr bequem. Sie setzten sich nebeneinander, zunächst schwiegen sie, dann fing Monica an: "Willst du allein zu dieser Hinterhofadresse fahren? Ich habe da so ein komisches Gefühl."
"Ich auch ... Was schlägst du vor?"
"Wenn du willst, fahre ich mit und warte im Taxi. Und du könntest vielleicht noch zwei Leibwächter ordern. Hast du eine Niederlassung in Frankfort? Die könnte das übernehmen, am besten ein Spezial-Taxi, das gepanzert ist."
"Ist deine Ahnung so schlecht?"
Sie nickte sorgenvoll. "Ich glaube, ich rufe in Frankfort meine Kleine Schamanin an. Mach dir keine Sorgen, wir kriegen dich heil heraus." Der Imperator griff nach ihrer Hand und drückte sie. Er kam ihr vor wie ein kleiner Junge, der im Dunkeln nach Mutters Hand greift. Eigentlich war er ein netter Mensch, wenn er sein Imponiergehabe abgelegt hat.
Monica nickte bald ein, zum Lesen hatte sie keine Lust. Und sie wollte Kraft sammeln für den kommenden Tag. Nach zwölf Stunden Flug kündigte der Kapitän die Landung in Frankfort an. Monica kannte Frankfort von früher, aber sie erschrak, als sie diese Stadt von oben sah. Sie konnte genau die gated areas erkennen, wo die Reichen hinter Mauern wohnten. Und dann sah sie die umliegenden Ghettos, die von oben her verwahrlost ausschauten. Sie wusste, dass in manche Ghettos keine Polizei hineinfuhr, das wurde den Banden überlassen. Am schlimmsten sah es von oben in der Gegend in der Nähe des Bahnhofs aus, wie fast in allen Großstädten. Und in der Nähe des Bahnhofs wurde der Imperator morgen erwartet. Sie sah viele Rauchwolken aufsteigen, wahrscheinlich waren Autos angezündet worden.
Kaum war der Privatjet gelandet, kam auch schon der Zubringerbus, der sie zum Zoll brachte. Dort wurden sie nur durchgewunken. Am Infopoint erwarteten sie zwei freundliche Sekretärinnen von der Frankforter Niederlassung, die sie zum Hotel in der Innenstadt brachten. Kaum hatten sie im Hotel eingecheckt und ihre Zimmer bezogen, wurde die Suite des Imperators zur Kommandozentrale. Monica übernahm das Kommando. Sie fragte die Sekretärinnen nach zuverlässigen Leibwächtern: "Wir brauchen mehrere Bodyguards, am besten weibliche und einen sehr guten Fahrer. Und dann noch ein gepanzertes Spezial-Taxi." Ohne mit der Wimper zu zucken, nickten die beiden Frauen und begannen zu telefonieren. Sie dachten, der Imperator brauche das alles für eine Filmproduktion. Sollten sie doch.
Als sie alleine waren, fragte der Imperator: "Warum weibliche Leibwächter?"
"Frauen kämpfen einfach besser", war Monicas kurze Antwort.
Zwei Stunden später meldete die Niederlassung, dass sie drei Frauen gefunden hatten: "Die sollen sehr gut sein! Die kommen in dreißig Minuten ins Hotel."
Genau dreißig Minuten später klopfte es, Monica öffnete die Tür und musterte anerkennend die drei Frauen. Die wiederum musterten Monica, ebenfalls anerkennend. Der Imperator staunte. Und er staunte noch mehr, als eine der Frauen zu Monica sagte: "Es freut uns, dich zu sehen. Schwester." Alle drei verneigten sich vor Monica, die lächelte die Drei an und stellte den Imperator vor: "Das ist die zu schützende Person. Im Bahnhofsviertel. Habt ihr einen Wagen, der wie ein Taxi ausschaut?"
Nicken.
"Wer von euch fährt am besten?" Die Frau mit roten Haaren: "Ich." Die anderen beiden nickten grinsend. Monica war beruhigt, das war offenbar ein eingespieltes Team. Dann spielten sie verschiedene Varianten durch, der Imperator konnte nicht folgen, weil das Gespräch in deitsch geführt wurde.
Da erhob sich der Imperator, sofort sprang eine der Frauen auf. Monica fragte: "Wohin willst du?"
"Ich wollte nach unten in die Hotelbar."
"Das lässt du bleiben. Du stehst jetzt rund um die Uhr unter dem Schutz von uns. Und trinken kannst du auch hier auf dem Zimmer. Ab jetzt wird immer eine von uns in deiner Nähe sein."
"Auch nachts?" Der Imperator wollte auf lustig machen, aber sein kläglicher Ton war wenig überzeugend. "Auch nachts" antworteten die drei Frauen wie im Chor.
"Wer fängt an?" fragte Monika. Die Blonde nickte und setzte sich neben dem Imperator. "Gut", meinte Monika, "wir drei anderen gehen in mein Zimmer."
Dieses Zimmer lag nebenan, es gab eine Zwischentür, wie praktisch. Die drei Frauen räumten das Zimmer um und begannen zu meditieren. Sie brauchten Kraft für morgen. Anschließend erzählte sie den beiden Frauen von ihrer Freundin, der Kleinen Schamanin.
"Ruf sie doch an, vielleicht weiß sie was", meinte die Rothaarige. Monica rief ihre Freundin an und erzählte ihr, wo sie war und warum.
"Ich habe gespürt, dass du im Krautland bist, ich habe ein Bild gesehen, irgendetwas stimmt nicht."
"Kannst du versuchen, noch etwas herauszufinden?" fragte Monica.
"Ich kann es versuchen, du hörst in einer Stunde von mir ..."
Pümktlich nach einer Stunde rief die Kleine Schamanin an: "Also, Monica, deine drei Frauen sind voll in Ordnung, du kannst dich hundertprozentig auf sie verlassen! Kritisch wird es, wenn dein Imperator wieder aus der Tür kommt, da solltest du auf jeden Fall auf ihn warten, direkt neben der Tür. Die drei anderen sollten im Auto mit laufendenm Motor warten. Stellt euch drauf ein, dass ihr den Imperator ganz schnell ins Auto ziehen müsst. Und dann ab mit Karacho ins Hotel." Sie schwieg und fuhr dann fort:
"Passt dann auf den Imperator auf, bis zum Rückflug. Er soll das Hotel auf keinen Fall verlassen. Irgendwas stimmt beim Rückflug nicht, ruf mich morgen nochmal an, wenn ihr wieder im Hotel seid. Dann weiß ich vielleicht mehr."
Monica erzählte, was sie von der Kleinen Schamanin erfahren hatte. Die Rothaarige fragte: "Und ist Verlass auf das?"
"Die Kleine Schamanin hat sich bisher nie geirrt. Also halten wir uns dran."
Am nächsten Morgen holte die Rothaarige eine gepanzerte Taxi-Limousine und überprüfte noch alles. Sie war sehr gewissenhaft und wollte auf Nummer sicher gehen. Monica bläute dem Imperator mehrmals ein: "Antworte nur, wenn du direkt gefragt wirst, so kurz wie möglich, am besten nur mit Ja oder Nein!"
Dann fuhren sie zum vereinbarten Treffpunkt, einem Hinterhof mit nur einer einzigen Zufahrt. Sie fuhren hinein und suchten nach einer Tür mit Codeschloss. "Da!" Monica wies auf einen Vorbau mit einem flachen Giebel. Über dem Giebel war ein Dolch in Sandstein gehauen, mit der Spitze nach unten, "das muss es sein!". Die Blonde flitzte nach draußen und lief an diesem Vorbau vorbei und stieg wieder ein: "Stimmt! Da gibt es ein Codeschloss. Aber wie konntest du das sehen? Kannst du durch die Wände schauen?" "Das sage ich euch später. Wir parken direkt vor dem Vorbau", bestimmte Monica.
Zwischen dem Vorbau und der Straße gab es zwei Stufen, die Rothaarige konnte das Taxi einen Meter vom Vorbau entfernt parken. Kurz vor zwölf Uhr sagte Monica: "Wir gehen jetzt, ich bleibe unten im Vorbau. Für alle Fälle bleibt ihr in Schussbereitschaft."
Die Blonde saß hinten links, ihre Kollegin vorne auf dem Beifahrersitz. Beide hatten Laserwaffen in den Händen, die Fensterscheiben heruntergefahren. Die Rothaarige am Steuer, jederzeit bereit, einen Blitzstart zu machen.
Monica und der Imperator gingen durch den Vorbau zur Tür, er tippte den Zifferncode ein, die Tür öffnete sich, er ging hinein, langsam schloss sich die Tür. Monica wartete unter dem Vorbau.
Da, plötzlich fuhren zwei tiefschwarze Minibusse mit verkleideten Scheiben auf den Hof, ein Bus parkte an der Mauer, gegenüber der Zufahrt, zwei Männer in blauem Arbeitszeug, stiegen aus und öffneten die hintere Klappe. Dann zogen sie ein breite schiefe Rampe aus dem Bus und wöllten anscheinend einen großen Gegenstand herausrollen. Offenbar gab es Schwierigkeiten ...
Der andere Bus stellte sich quer, so als wollte er die Ausfahrt versperren.
Inzwischen tappte der Imperator mit unsicheren Schritten eine schwach beleuchtete Wendeltreppe hoch, da sah er ein angelehnte Tür, im Zimmer schien Licht. Er tippte die Tür an, sie ging weiter auf und er betrat das Zimmer. Es dauerte eine Zeit, dann hatte er sich orientiert. Vor ihm befand sich ein u-förmiger Tisch, dann surrte es, und direkt vor ihm öffnete sich der Boden und ein Stuhl fuhr in die Höhe. Er erschrak und blieb stehen. Die Tür schloss sich hinter ihm mit einem satten Klicken.
Dann hörte er mehrfaches Surren: Von links und rechts kamen offenbar elektrische Rollstühle angerollt, auf jeder Seite drei. Sie waren plötzlich aus den Wänden erschienen. In jedem Rollstuhl saßen Gestalten, mit Kapuzen. Nach vorne gebeugt. Er blickte gerade aus, da leuchtete die Wand auf, er sah einen Dolch mit der Spitze nach unten, dahinter ein Emblem, das sah aus wie ein Hakenkreuz, nur waren die äußeren Balken rund gebogen, aber kein Zweifel, das war ein Hakenkreuz. Waren das die Hintermänner der Bruderschaft der Bilder?
Dann fuhr direkt durch das beleuchtete Bild ein siebter Rollstuhl, mit einer Kapuzengestalt. Obwohl das Licht direkt auf die Kapuze schien, erkannte er kein Gesicht, alles war schwarz. Dann begann der Saum der Kapuze zu leuchten, blutrot. Und eine Stimme war zu hören, ziemlich alt, krächzend, er konnte nicht unterscheiden, ob männlich oder weiblich: "Sei willkommen, lieber junger Freund!"
Dann erlosch der Saum und eine andere Kapuze begann zu leuchten, nur der Saum, auch blutrot. Wieder eine krächzende Stimme: "Du hast eine lange Reise hinter dir. Setze dich."
Er setzte sich. Er hatte gemerkt, wenn eine Kapuzengestalt sprach, leuchtete deren Kapuzensaum. Dann sprachen abwechselnd die Kapuzen:
"Wir haben dich aus der Gosse geholt. Hast du das vergessen?"
"Wie haben viel in dich investiert. Hast du das vergessen?"
"Die Gewinne sind zusammengebrochen. Hast du das nicht gemerkt?"
"Die Menschen wollen deine Filme nicht mehr sehen. Hast du das gemerkt? Antworte mir!"
Der Imperator schwitzte und sagte leise: "Ja, das habe ich bemerkt."
Eine andere Kapuzengestalt: "Hört, hört, er hat es bemerkt. Kennst du die Ursache?"
Der Imperator: "Ich habe eine Vermutung."
"Wir hören."
"Es gibt einen neuen Satelliten, der scheint die Menschen zu beeinflussen ..."
Eine andere Kapuzengestalt: "Wisst ihr von einem solchen Satelliten?"
Wieder eine andere Kapuzengestalt: "Ja, es gibt wirklich einen unbekannten Satelliten, er scheint intelligent zu sein."
"Wieso intelligent?"
"Er weicht dem Weltraumschrott aus und kann seine Höhe beliebig ändern."
"Wer baut solche Satelliten?"
"Wir wissen es nicht."
"Und was macht dieser Satellit?"
"Er verbreitet Schwingungen, die die Menschen rebellisch machen."
"Das ist schlecht für uns. Dann kann unser junger Freund nichts dafür?"
"Nun ja, er könnte andere Filme produzieren, die die Menschen so interessieren, dass sie diesen Satelliten vergessen."
"Hast du gehört, junger Freund. Wir brauchen von dir Filme, die die Menschen so fesseln, dass sie diesen Satelliten vergessen."
"Wir verlassen uns auf dich, du kannst gehen."
Zitternd erhob sich der Imperator, die Tür hinter ihm öffnete sich, er taumelte ins Treppenhaus und ging hinunter. Die Außentür öffnete sich, er wollte die Stufen hinunter gehen, dann ging alles ganz schnell:
Aus dem Minibus mit der schiefen Rampe fuhr eine Person mit einem Motorrad heraus und hielt direkt auf den Imperator zu, Monica zog in zurück in den Vorbau, beinahe hätte ihn das Motorrad erwischt. Die Beifahrerin reagierte schnell und hielt ihre Laserwaffe auf den Motorradfahrer, der Kopf explodierte und das Motorrad schlitterte vor das Taxi.
Da schnappte Monica sich den Imperator, die Blonde hatte die Seitentür geöffnet, sie zog den Imperator ins Auto, Monica sprang hinterher und schlug die Tür zu.
Die Rothaarige stieg ins Gaspedal und hielt mit voller Geschwindigkeit auf den Minibus zu, der ihr die Ausfahrt versperren wollte. Sie rammte ihn und schob den Bus zur Seite, der dann umfiel. Die Blonde hielt mit ihrer Laserwaffe auf den Tank des Busses, der mit lautem Knall explodierte. Aber da befanden sie sich schon außerhalb des Hinterhofes. Der zweite Minibus wollte sie verfolgen und wollte an dem brennenden Bus vorbei, da gab es eine zweite Explosion, die Männer sprangen heraus und fingen Feuer.
Die Rothaarige fuhr wie der Teufel, erst als sie außerhalb der Bahnhofszone war, verringerte sie das Tempo und fuhr langsam ins Hotel und sie brachten den Imperator in seine Suite. Er war total aufgeregt, sie warteten, bis er sich beruhigt hatte und ihnen von den Kapuzengestalten erzählen konnte. Er beschrieb ihnen auch das leuchtende Bild mit dem gebogenen Hakenkreuz.
Monica meinte: "So, jetzt wissen wir, wer die Hintermänner der Bruderschaft der Bilder sind: die Thule-Gesellschaft!"
Die Rothaarige sagte: "Jetzt weiß ich, wieso du die Tür gleich erkannt hast, an dem Emblem!"
Die Blonde meinte: "Aber warum dann der Anschlag auf den Imperator? Das gibt doch keinen Sinn!"
Monica rief ihre Kleine Schamanin an und erzählte ihr alles. Die Kleine Schamanin hatte eine Geistreise gemacht und berichtete ihrer Freundin:
"Da gibt es zwei Gruppen, die unterschiedliche Ziele haben. Einmal die Thulianer, die die Menschen weiter verdoofen wollen, mit Filmen des Imperators. Die andere Gruppe gehört zum Geheimdienst des Vatikans, da gibt es solche Fanatiker, die wollen das Armaggedon herbeiführen, weil sie glauben, dass dann die Offenbarung sich erfüllt und der Messias zurückkehrt."
"Und das Attentat geht auf den vatikanischen Geheimdienst zurück?" fragte Monica.
"Ganz sicher, die wollen, dass die Menschen wieder aufwachen, rebellisch werden und dass es überall zu Aufständen und Chaos kommt. Und passt beim Rückflug auf. Besorgt euch Sprengstoffhunde und Spezialisten, die Bomben entschärfen können. Dann startet, meldet dem Tower gleich nach dem Start technische Probleme und landet wieder. Dann lasst den Jet auf Sprengstoff untersuchen, und die Bomben entschärfen."
"Meinst du, die versuchen es noch einmal?"
"Zunächst nicht, aber später vielleicht. Denen ist der Imperator ein Dorn im Auge."
Monica berichtete, was die Kleine Schamanin herausgefunden hatte. Der Imperator stöhnte: "Was soll ich nur machen? Die Bruderschaft der Bilder verlangt von mir, dass ich einen Film produziere, der ein Straßenfeger ist. Und der Vatikan will, dass ich überhaupt keine Filme mehr mache. Was soll ich nur tun?"
Monica schmunzelte: "Ich wüsste einen sehr spannenden Stoff für einen sehr spannenden Film, ich würde ihn die Kuckuckstochter nennen. Und für dein vatikanisches Problem, da müsstest du der Kirche viel spenden, dann bekommst du gewiss eine Privataudienz beim Papst ..."
wird fortgesetzt ...
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