Da sitzen zwei Verfassungsschützer beim Bier, aha, also zwei Schlapphüte. O nein, die Zeit der Schlapphüte ist längst vorbei, Verfassungsschützer gehen mit der Zeit und passen sich kleidungsmäßig den Menschen an, die sie bespitzeln müssen:
Wenn sie verdeckt bei Neonazis arbeiten müssen, geht es zuerst zum Frisör: runter mit dem Pelz, eine spiegelnde Glatze muss es sein. Und das Nonplusultra ist eine in die Kopfhaut eintätowierte Doppelacht. Ja, das ist super geheim.
"88"? Was soll das heißen? Nun der achte Buchstabe im Alphabet ist "H". Und "HH" ist ein ganz bestimmter Gruß! Wer dieses Geheimnis kennt, schafft automatisch Vertrauen.
Und da sitzen nun unsere zwei Verfassungsschützer. Vor der Wende, der Vereinigung Deutschlands, waren sie beide eigentlich Feinde: Einer im Westen und der andere in der DDR. Auch da bespitzelten sie Leute - etwas anders hatten sie nie gelernt.
Und nach der Wende kam, dass die beiden zusammenarbeiten mussten. Und sie merkten gleich, dass gar kein großer Unterschied bestand, was die Methoden angeht. Ja, und die beiden kamen sich auch außerdienstlich näher - schließlich hatten sie auch die gleichen politischen Ansichten.
Heute kam Kollege West etwas später zum Treffen - es fand wie üblich in einer Kneipe statt - nicht öffentlich am Tresen, sondern in einer extra vom Wirt verdunkelten Ecke. Eben die Macht der Gewohnheit - sonst schmeckt das Bier nicht. Der Wirt kannte seine beiden Schnüffler schon lange und sorgte dafür, dass keine anderen Gäste seine beiden Schnüffler bei ihrem Informatiosaustausch störten.
Kollege West, etwas atemlos: "Ich bin spät dran, ich musste noch den Jauch abhören!"
Kollege Ost: "Welche Jauche? Ich habe gar nicht gewusst, dass wir auch so etwas observieren müssen."
"Nicht die Jauche, sondern den Jauch mit seiner Talkshow."
"Ach du meinst das Fernsehen! Das kannst du dir doch später aus der Mediathek ansehen."
"Nee, das funktioniert nicht. Hast du noch nicht bemerkt, dass bei Filmen aus der Mediathek es immer öfter heißt: 'Diese Stelle darf im Internet nicht gezeigt werden!' Das macht eine Kollegin von uns. Sie observiert die aufgezeichneten Sendungen von ARD und ZDF. Und wenn da etwas Gefährliches gesagt wurde, dann löscht sie das gleich."
"Ach so, das wusste ich gar nicht. Und hat da jemand etwas Gefährliches gesagt?"
"Und ob! Dieser Prantl von der Süddeutschen - der ist top gefährlich! Der hat wirklich gesagt, Der Kapitalismus ist nicht vom Grundgesetz geschützt'"
"Das hat er wirklich gesagt? Eigentlich hat er recht. Und unsere Aufgabe ist es, den Kapitalismus vor dem Grundgesetz zu schützen! Das ist jetzt unsere Aufgabe!"
"Ja, deshalb lässt der Innenminister - unser Chef - uns die LINKEN observieren. Das sind ja die Feinde des Kapitalismus! Und der Prantl hat noch etwas anderes gesagt!"
"Was denn?"
"Dass der Verfassungsschutz auch den Papst überwachen muss!"
"Was den Papst? Ist der auch ein verkappter Linker? Also, das kann ich mir nicht vorstellen. Privat ist er doch ein Jäger und schießt gerne Rehe und Hasen tot. Und er hat mal gesagt, dass Rehe und Hasen keine Seele haben."
"Da siehst du es. Wer behauptet denn, dass es keine Seele gibt? Doch nur die Linken! Ja, da werden wir wohl bald nach Rom abgeordert. Was für eine Kostümierung wird uns dann verpasst werden`"
"Deine Glatze kannst du da glatt behalten. Nur die "88" stört. Aber dafür gibt es ja so neckische Käppchen. Obwohl, bei Hochhuth habe ich gelesen, dass die früheren Päpste es mit den Nazis gehalten haben sollen."
"Ja, das war früher! Und das war ein ganz übler Trick, um die Öffentlichkeit zu täuschen."
"Aber gegen die Juden hatten die Kirchen schon immer etwas. Nur geben sie das nicht zu. Aber ich habe mal bei Luther gelesen, da hat er ziemlich gegen die Juden gewettert!"
"Ich gebe dir einen guten Rat: Lies nicht soviel. Lies nur die Tagesbefehle unseres Hans-Peter Friedrich - das reicht völllig. Derzeit ist der ja auf dem Anti-Islam-Trip - und der Bundespräsident stört da."
"Müssen wir den auch observieren?"
"Ich glaube, das machen schon Kollegen von uns. Die Amis - unsere lieben Freunde - haben das angeblich angeordnet."
"Was? Die Amis? Sind wir nicht ein selbständiger und freier Staat?"
"Das glaubst nur du. Genau genommen sind wir so etwas wie eine Kolonie der Amis."
"Ach, dann ist Deutschland immer noch von den Amis besetzt?"
"Ach, lassen wir das Thema. Hauptsache, uns beiden geht es gut und es gibt immer jemanden zu observieren."
"Stimmt, nicht die NPD! Die ist ja genau genommen ein streng kapitalistisch organisiertes Medienunternehmen - was die alles produzieren und verkaufen - der reine Wahnsinn!"
"Genau! Und das unter so Namen wie Witwe-Bolte-Versand, da kommt doch nicht so schnell einer drauf, womit die handeln!"
"Und was den Prantl angeht, da weiß ich vom Vorzimmer vom Friedrich, dass der an einem Maulkorberlass bastelt, für Leute wie den Prantl. Der bekommt dann ein öffentliches Auftrittsverbot!"
"Das ist aber schlecht, dann haben wir ja nichts mehr zu observieren."
"Du Dussel, dann müssen wir erst recht observieren, wenn er privat was von sich gibt!"
"Wer war denn noch beim Jauch?"
"Außer unserem früheren Chef - dem Frisch - keine wichtigen Leute. Jauch hat es zugelassen, dass der Frisch vom Publikum ausgelacht wurde. Nun, das wird unsere Kollegin fürs Internet dann löschen. Und dann vielleicht die Lengsfeld."
"Hat die wirder ihren Busen präsentiert wie zuletzt beim Wahlkampf?"
"Nee, viel schlimmer! Sie hat ein Staatsgeheimnis verraten: Wenn alle V-Leute bei der NPD abgezogen würden, dann bliebe von der NPD nicht viel übrig."
"Schlimm, so etwas. Ich denke, die wird bald aus dem Verkehr gezogen. Und dem Jauch werden die Ohren langegezogen. Er bekam doch die Aufgabe, eine politische Sendung zu machen, die nicht politisch ist. Und dann so ein Reinfall!"
Weitere Informationen:
- SPIEGEL ONLINE Geheimdienst-Affäre bei Jauch Staatsfeinde unter sich
- schwarzgeld.de Abschaffen, einfach abschaffen!
- Dietmar Bartsch Lieber unbekannter Schlapphut!
- FOCUS ONLINE Warum der Geheimdienst den Papst beobachten soll
Unterschätzte Gefahr - Terror von rechts | Politik direkt
Hochgeladen von deutschewelle am 18.11.2011