Wiederholt sich Geschichte?

21.06.2009

Heute abend wollte ich eine alte Studienfreundin anrufen, da erfuhr ich, dass sie bei ihrer kranken Mutter ist. Ihre Tochter war dran. Sie packte gleich die Gelegenheit beim Schopf und fragte: "Ich muss ein Referat halten, über die Revolution im Jahr 1848 in Deutschland. Ich habe gar nicht gewusst, dass die Deutschen mal rebelliert haben."

"Doch, die Jahre vor 1848 waren in Deutschland sehr kritisch, eigentlich vergleichbar zur heutigen Zeit, ich denke, dass es bald auch in Europa zu Aufständen kommt."

"Was? Wie kommst Du drauf?"

"Nun, 1846 gab es eine schwere Missernte, die Menschen hungerten, es kam zu Hungeraufständen. Das ist vergleichbar mit heute, wenn wegen der globalen Krise immer mehr Menschen ihre Arbeit verlieren."

"Und weiter!"

"Ein großer Teil der Bevölkerung verarmte immer mehr, die Kaufkraft sank, die Massen konnten sich nicht mehr das Nötigste leisten. Immer mehr verloren ihre Arbeit, von dem Weberaufstand 1844 in Schlesien hast Du doch schon gehört?"

"Ja, den Weberaufstand, den hatten wir in Deutsch. Aber was hat das mit heute zu tun?"

"Sehr viel! Schau, auch heute verlieren hierzulande viele ihre Arbeit, weil Textilien viel billiger in China hergestellt werden. Und damals wurden die Menschen, die zu Hause gewebt haben, arbeitslos, weil die Fabriken mit den mechanischen Webstühlen viel schneller und billiger Stoffe herstellen konnten."

"Stimmt, so habe ich das nicht gesehen. Aber im Prinzip ist das gleich. Gibt es noch mehr Parallelen?"

"Ja, vor allem die Zensur, die Bespitzelung, die Überwachung des Volkes."

"Was, schon damals? Da gab es doch keine Medien wie heute!"

"Doch, es gab Zeitungen und Bücher. Und Flugblätter. Und einen, der die Spitzelsysteme in Mitteleuropa aufgebaut hat, den Fürsten Metternich."

"Warum hat er das gemacht?"

"Nun, er wollte die geschichtliche Entwicklung aufhalten und meinte, wenn alle Menschen überwacht würden, dann könnten revolutionäre Gedanken gleich am Anfang erkannt und die Aufrührer festgenommen und in den Kerker geworfen werden."

"War das so ähnlich wie die Stasi in der DDR?"

"Ja, so ziemlich nach dem gleichen Prinzip. Aber auch heute haben wir viel Überwachung, davon konnte Metternich nur träumen."

"So, welche?"

"Schau mal, dass mindestens sechs Monate lang aller Verbindungsdaten von Telefon, Fax und E-Mail gespeichert werden."

"Was? Das wusste ich gar nicht! Wenn ich mit dem Handy meine Freundin anrufe, dann wird das gespeichert?"

"Ja, nicht was ihr gesprochen habt, aber wann Du sie angerufen hast und die Dauer und deine Nummer und die deiner Freundin. Und bei jedem Anruf über Handy lässt sich auch dein Standort feststellen."

"Ja, wozu soll das gut sein?"

"Ja, da musst Du unsere Politiker fragen, die solche Gesetze verabschiedet haben. Und noch eine Parallele gibt es."

"Da bin ich gespannt!"

"Der Fürst Metternich hat auch Soldaten eingesetzt, wenn die innere Sicherheit des Landes gefährdet war. Und jetzt denke an Wolfgang Schäuble, unseren Bundesinnenminister, der will ja auch schon lange Soldaten im eigenen Land einsetzen."

"Na und? Ob Soldaten oder Polizei, das ist doch gleich!"

"Nein, ein Soldat ist dazu ausgebildet, um einen Feind zu töten, also Leben zu zerstören. Und die Aufgabe eines Polizisten ist es, Menschen zu retten, also Leben zu erhalten. Das ist also was ganz anderes. Das hat auch schon Helmut Schmidt, der Altbundeskanzler, gesagt."

"Stimmt, das muss ich mir aufschreiben. Du, ich habe jetzt einige Ideen für meinen Vortrag. Kann ich dich anrufen, wenn ich nicht weiter weiß?"

"Aber klar doch!"