Placebo-Magnetfeldtherapie

25.04.2009

Seit einigen Wochen ruft ein Vertreter an und belabert mich, sein Gerät wäre supertoll und er will es mir vorführen. Selbst wenn ich wiederhole, dass ich schon ein solches Gerät habe, lässt er sich nicht bremsen. Also habe ich ihm gesagt, er könne heute nachmittag vorbeischauen.

Er kam angefahren, packte sein Gerät aus und setzte es in Betrieb. Es bestand aus einem Riesenkasten mit vielen LEDs und Displays, die flackerten. Es war auf den ersten Blick beeindruckend. Und er wollte mir einen "Sonderpreis" von nur 8.000 EUR machen.

"Wie ist denn die Stromversorgung?", wollte ich wissen.

"Zwei ganz normale AA-Batterien, aber die halten ewig!"

Da wurde ich hellhörig, mein Bär auch. Um pulsierende Magnetfelder zu erzeugen, die für eine Therapie etwas bewirken sollen, da braucht es schon etwas mehr Strom, als kleine Batterien liefern können. Ich fragte deshalb: "Kann ich die Feldstärke mal messen?"

Der Vertreter nickte, seinem Gesichtsausdruck nach wusste er nicht einmal, welche Feldstärke ich meinte. Mein Bär holte die Messgeräte, die wir auch bei der Messung von niederfrequenten Wechselfeldern verwenden.

Er hielt seine Messgeräte an die Matten, die mit dem Gerät verkabelt waren. "Da ist nichts, absolut nichts!", stellte er fest.

"Ihre Messgeräte sind sicher kaputt!" maulte der Vertreter.

"Die sind nicht defekt, die arbeiten sehr genau. Moment, ich hole unser Gerät, warten Sie mal ab."

Also, schnell eines von unseren Geräten geholt und angeschlossen. Mein Bär stellte eine sehr niedrige Frequenz ein und siehe da, das Auf und Ab der Schwingung war deutlich zu sehen und die Stärke des Feldes war abzulesen.

"Also, wenn ein Gerät kaputt ist, dann Ihr Gerät! Ich habe gute Lust, mir mal Ihr Gerät von innen anzusehen."

"Das dürfen Sie nicht! Unsere Geräte sind versiegelt, weil da unser Firmengeheimnis drin steckt. Wenn das Siegel verletzt wird, erlischt die Garantie!", war der Vertreter am Kreischen.

Hastig sammelte er sein Gerät samt Zubehör ein, sprang in sein Auto und fuhr rückwärts vom Hof. Fast wäre er in den Graben gefahren.

Irgendwie ist das schon eine Frechheit, Geräte für teures Geld zu verkaufen, die offensichtlich keinerlei Wirkung haben können. Aber andererseits hat das auch seinen Vorteil: Ich kenne einige "Kollegen", die behandeln einfach drauf los. Ich weiß von einem Fall, da wurde eine Krebserkrankung mit pulsierenden Magnetfeldern therapiert, das machte den Tumor erst richtig wild.

Oder ein anderer Fall, da sollte ein Papagei mit Magnetfeld behandelt werden. Der Vogel hat es nicht überlebt. Kein Wunder, Vögel reagieren besonders empfindlich auf elektromagnetische Felder. Für Vögel kann ja schon die statische Aufladung, die durch Reibungselektrizität entsteht, gefährlich sein. Kluge Menschen transportieren ihre kleinen Vögel in einem Leinensäckchen. Das ist keine Tierquälerei, sondern der beste Schutz gegen statische Aufladungen.

Vielleicht ist das Gerät auch deshalb so teuer, weil damit garantiert kein Schaden angerichtet werden kann?