Tagebuch einer Schamanin, aufgewachsen in der mongolischen Steppe bei Nomaden, Vater deutsch, Mutter Mongolin.
Was soll das wieder heißen? Eine Talkshow Industrie? Was soll das sein? Es gibt zwar Norman Finkelstein, er hatte ein Buch geschrieben über die Holocaust Industrie. Dieses Buch ist so gut, dass sein Autor nicht nach Israel einreisen darf. Da sehen wir, dass es nicht ungefährlich ist, den Terminus "Industrie" zu missbrauchen.
Trotzdem, wir brauchen eine Industrie für Talkshows. Wieso? Ja, weil ab September an fünf Tagen in der Woche jeden Tag eine politische Talkshow abläuft! Und das muss geplant und natürlich kontrolliert und koordiniert werden. Und wie früher, dass da sich einer hinstellt und Blödsinn redet und die Zuseher manchmal lachen - das geht auf keinen Fall!
Das Fernsehen - zumindest in der ARD - ist ja wie eine große Firma mit mehreren Niederlassungen - da brauchen wir auch eine Disposition. Quatsch, Disposition? Aber klar doch, da müssen doch die Termine abgestimmt werden, und ob die passenden Akteure - despektierlich auch Talkshow-Nomaden genannt - auch Zeit haben. Und ob sie zum vorgesehenen Profiling passen.
Aber Leute wie der Professor Unsinn - pardon Sinn und der Olaf Henkel, die kommen doch immer - auch ungefragt! Da muss nicht groß disponiert werden. Doch, das muss künftig generalstabsmäßig ablaufen: Da wird der rote Faden ausgelegt, dann das Ziel festgelegt. Welches Ziel? Nun ja, welches Ziel eine solche Politshow hat? Solche Ziele können zum Beispiel sein: Die LINKEN madig machen. Oder das Volk gegen die faulen Hartz IV Bezieher aufhetzen. Oder von der Inkompetenz deutscher Politiker ablenken und mit dem Finger auf das Ausland zeigen.
Stimmt, dass sich da die Koch-Mehrin mal in einer Talkshow blamierte, weil ihr vom Moderator eine gemeine Frage gestellt wurde, das darf es nicht mehr geben!
Genau, das muss genau festgelegt werden. Am besten wie in der Industrie: Da gibt es Stücklisten, da ist genau verzeichnet, wer auftreten kann. Und was er oder sie kosten? Ja, das auch. Aber ganz wichtig ist deren Profil, ihre politische Einstellung, ihre Begabung für Humor. Und dann gibt es die Zutaten wie Beifallklatscher, Buhrufer, besondere Effekte wie Aufsteher und Protestbrüller.
Das alles gibt dann eine Produktionsanweisung - also ist eine politische Talkshow ein industrielles Produkt. Aber sie wird doch nur einmal verkauft - sozusagen. Am Anfang vielleicht - aber wir haben vorgesehen, dass dann viele Duplikate produziert werden. Vor allem mit maßgeschneiderten Werbepausen. Aber das ist doch in der ARD nicht möglich.
Doch, das wird möglich sein - weil nur Werbung mit politischen Aussagen gesendet wird - Ziel muss sein, dass die Zuseher nicht mehr merken, wann der Talk aufhört und die Werbung beginnt. Das, was da das ZDF bei ihrer Wettsendung zelebrierte, das war doch einfach stümperhaft.
Wir dagegen setzen Softwareprodukte ein - wie sie in fast jeder Firma zur Anwendung kommen, zum Beispiel in der Autoindustrie. Also, eine Politshow ist doch etwas ganz anderes als ein Auto! Wieso? So wie du ein Auto gegen die Wand fahren kannst, geht das auch mit einer Talkshow! Und nicht nur mit Autos lässt sich viel Geld verdienen!
Ja, wer hat eigentlich in der ARD die Idee gehabt, gleich fünf Politshows pro Woche zu senden? Ja, da wurde in der Runde gefragt: Was machen wir am Sonntag? Ist klar, da macht der Jauch die Anne Will nach! Bloß wir müssen darauf achten, dass die Teilnehmer nicht meinen, da könnten sie eine Million gewinnen.
Und dann fragten wir uns: Was senden wir am Montag? Und jemand murmelte: Vielleicht eine politische Talkshow? Und dann fragten wir uns: Was senden wir am Dienstag? Da scherzte einer: Einen Polittalk! Wir nickten.
Und dann der Mittwoch: Da meinte einer, wir dürfen die Will nicht vergessen, die musste ja ihren Sonntagsplatz räumen, dafür bekommt sie eine Viertelstunde mehr! Alle nickten.
Ja weil das so reibungslos mit der Abstimmung geklappt hat, einigten wir uns auch auf den Donnerstag - eine Politshow.
Und die Ministerpräsidenten waren einverstanden - wenn nur Teilnehmer und Themen politisch ausgewogen sind.
Und um das alles unter einen Hut zu bekommen, haben wir Berater von McKinsey engagiert. Die haben gleich genickt: "Überhaupt kein Problem! Zwischen einer Fernsehanstalt und einer Gurkenfabrik gibt es keine Unterschiede! Das hat sich ja auch in der Umgangssprache eingebürgert, zum Beispiel bei der Sauren-Gurken-Zeit!"
Und die erste Sendung am nächsten Mittwoch, die von der Will moderiert wird, da wurde nach dem neuen Schema verfahren:
Und zum Abschluss können die Zuseher noch über Telefon abstimmen, ob sie nach dieser Sendung noch Wut im Bauch haben. Damit hat dann diese Sendung ihren politischen Auftrag erfüllt!