GLOSSE: EHEC und die Schuldschieber!

Was soll das sein? Schuldschieber? Ja, das ist eine immer wichtiger werdende Berufsgruppe, meist in der höheren Beamtenlaufbahn angesiedelt oder als lobbyistischer Berater für diverse Großkonzerne tätig. In der letzten Zeit hatten einige Schuldschieber viel zu tun.

Wieso? Nun ja, wegen des Killer-Bakteriums EHEC-O104:H4! Zunächst haben deutsche Schuldschieber  die Schuld an diesem Bakterium nach Spanien geschoben - genauer auf die spanische Gurke. Und Ministerin Aigner hat das auch öffentlich verkündet. Sie glaubt ihren Schuldschiebern - schließlich werden sie von ihrem Ministerium bezahlt.

Aber die Spanier haben auch Schuldschieber, die schoben die Schuld zurück nach Deutschland - auf die deutschen Tomaten und Salatköpfe. Die Landwirte beschäftigen natürlich auch Schuldschieber - vor allem als Funktionäre! Die schoben die Schuld an EHEC weiter - auf die Biogasanlagen. Aber die Biogasbetreiber haben viel Geld und können sich viele Schuldschieber leisten - die schoben EHEC gleich weiter - auf die Sprossen. Aber dann gibt es in Europa noch andere Schuldschieber, die bewiesen mit ihren Versuchen, dass die Sprossen nichts dafür können - es sind die Biogasanlagen - oder genauer die Gärreste!

Also mussten die Schuldschieber der Biogaslobby wieder ran und die setzten alles in Bewegung - und das Thema landete in der EU. Da sind ja besonders viele Schuldschieber tätig. Zur Zeit haben sie Hochkonjunktur. Schließlich ist der Euro bedroht - wegen der Griechen. Nur, die Griechen haben auch Schuldschieber, und die schieben die Schuld dem IWF zu. Der ist ja zur Zeit kopflos, die amerikanischen Sheriffs haben ja den Vorsitzenden, den Dominique verhaftet - wegen sexueller Delikte. Un da kennen die USA keinen Spaß!

Aber jetzt hat der IWF wieder einen neuen Chef - genauer eine Chefin - eine Französin. Also haben die europäischen Schuldschieber zusammengehalten und beschlossen, die Schuld an EHEC liegt nicht in der EU! Aber wo dann? "Ägypten" murmelte da einer, er dachte gerade an seinen künftigen Urlaub, seine Frau wollte in Ägypten Urlaub machen - er nicht - wegen der Revolution. 

Nur die anderen Schuldschieber, die neben ihm saßen, fassten das anders auf. "Das ist die Idee!" riefen sie begeistert. Natürlich, Ägypten! Die sind ja so etwas von dreckig! Und einer erzählte: "Ich war mal in Kairo auf dem Basar, da ging ein alter Mann in die Hocke, was er da machte, konnte ich nicht erkennen. Die haben ja alle ihre gestreiften Nachthemden an. Aber als er wieder aufstand, da sah ich, was er gemacht hat! Er hat da wirklich geschissen und einen Haufen hinterlassen!" Andere fielen ein: "Ganz klar, dass da EHEC entsteht!"

Einer wagte einzuwenden: "Aber wie kommt dann EHEC nach Europa?" - Ratlose Gesichter. Stimmt, wie kommt EHEC nach Europa? Einer der EU-Bürokraten rief seine Praktikantin an, er wollte von ihr wissen, was die Ägypter nach Europa ausführen. Der Praktikanktin fielen spontan nur gefälschte Altertümer ein, die in Hurghada hergestellt und an dumme Touristen verkauft werden.

Der EU-Schuldschieber schüttelte seinen Kopf und meinte: "Nein, ich meinte landwirtschaftliche Produkte!" Also schaute die Praktikantin in Wikipedia nach, da steht ja viel drin - aber mehr von Importen als von Exporten. Ist ja irgendwie logisch - wenn das meiste Land Wüste ist. Aber was ein richtiger Manager und Schuldschieber ist, lässt nicht locker und er fauchte seine Praktikantin an: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Bis morgen nennen sie mir ein Produkt, das die Ägypter in die EU ausführen! Verstanden?" Die arme Praktikantin schwitzte Blut und Wasser - ihr fiel ein, dass eine ihrer Freundinnen von Ägypten Schwarzkümmel mitgebracht und an ihr Pferd verfüttert hatte. Das sei so gesund! Hmm, aber Schwarzkümmel konnte sie nicht nehmen. Sie blätterte in einem Biologiebuch und suchte nach Pflanzen. Da stach ihr etwas in die Augen: Klee! Genauer gesagt: Bockshornklee! Also,  die Ägypter exportieren Bokshornkleesamen nach Europa. Und einige Biohöfe lassen diesen ägyptischen Bockshornkleesamen keimen und daraus entstehen Sprossen! Ja, das ist die Idee! Und dann fiel ihr ein, dass sie mal gelesen hatte, dass beim Grab des Tutanchamun auch Bockshornkleesamen gefunden wurde! Da wird ihr Chef staunen!

Als am Morgen ihr Chef anrief, erzählte sie ihm das. Der Chef-Schuldschieber war hoch erfreut und twitterte es gleich seinen Journalistenfreunden. Die überprüften auch nicht, sondern hieben es gleich in die Tasten. Und andere Gazetten schrieben das ab. Als sich die große Runde der EU-Schuldschieber traf, wussten schon alle, wer schuld am EHEC ist: Der ägyptische Bockshornkleesamen!

Und wieder war die Schuld weitergeschoben - an die ägyptischen Fellachen. Und die werden bestimmt nicht zurückschieben - erstens ist da zur Zeit Revolution und zweitens, die Fellachen haben noch nie Bockshornklee gesehen ...

Und wenn das rauskommt, dann ist das nicht schlimm, denn Bockshornklee gibt es auch in Südamerika und in China ...