Tagebuch einer Schamanin, aufgewachsen in der mongolischen Steppe bei Nomaden, Vater deutsch, Mutter Mongolin.
Der alte Anton Schlecker beherrschte eine besondere Kunst - die Kunst in nur jedes Fettnäpfchen zu steigen, wenn es um sein Personal in seinen Drogeriemärkten ging. Beim Wort "Betriebsrat" sah er gleich rot und er diskutierte nicht, sondern griff zu Verbalinjurien.
Dann wollte er sparen, also kündigte er seinem Stammpersonal, aber er wollte sie nicht auf die Straße setzen, er hatte eine Zeitarbeiterfirma bei der Hand, die nahm sich der Gekündigten an und verlieh sie zurück an ihren alten Arbeitsplatz.
Und da war es doch verständlich, dass die Arbeitnehmer diese soziale Güte "belohnen" mussten. Die Mitarbeiter erhielten nur noch ein Drittel ihres früheren Lohnes. Dafür war aber der Arbeitsplatz der alte, nur der Arbeitgeber hatte sich geändert - pro forma.
Das war dann doch des Guten zuviel - wegen solcher und anderer Vorfälle bekam Schlecker immer mehr einen schlechten Ruf! Die Kunden wanderten ab - zum Beispiel zum Mitbewerber dm, dessen Gründer - Götz Werner - ja landauf und landab für das bedingungslose Grundeinkommen eintritt.
Ja, was sollte der Schlecker Anton machen? Er übergab sein Geschäft an seine Kinder - Meike und Lars. Die verpassten erst mal einigen Filiaien eine neue Optik - weg von den rammelvoll gestellten kleinen Filialen, hin zu übersichtlichen und hellen Verkaufsräumen. Ja, und dann brauchten sie einen Slogan!
Da wurde dann eine Agentur damit beauftragt - die Agentur Grey. Dazu fällt mir ein: "Grau ist alle Theorie!" Und dieser Slogan sollte natürlich auch ein bisschen englisch tönen. Wieso? Klar doch, Deutschland wurde ja immer mehr amerikanisiert, de facto ist diese Republik eine Kolonie der USA, und wenn die Kolonialherren und -frauen Germany besuchen, dann sollen sie sich heimisch fühlen.
Heraus kam der Slogan "For You. Vor Ort" - allzu ziemlich dämlich - aber ich wurde ja nicht gefragt. Diese vier Worte brachten natürlich viele Menschen auf die Palme, es hagelte Kritik - von wegen Denglisch! Diese Kritik wiederum brachte einen Sprecher des Konzerns auf die Palme und er teilte der Pesse mit: "Das Motto soll durchschnittliche Schleckerkunden ansprechen, die niederen bis mittleren Bildungsniveaus zuzuordnen sind."
Peng, das hat reingehauen - wie eine echte Antimarketingbombe! Also, Leute, wenn ihr bei Schlecker einkauft, dann seid ihr nur gering gebildet! Ja, so schätzt euch der Konzern ein: wenig oder gar ungebildet! Ist doch toll! Da könnt ihr doch froh sein, dass ihr überhaupt in die neuen Läden gelassen wird - so ungebildet wie ihr seid! Das müsst ihr doch dem Schlecker-Konzern hoch anrechnen, dass er sich die Mühe macht, an euch ungebildetes Pack überhaupt etwas zu verkaufen!
Schlecker hätte es ja überhaupt nicht nötig, an euch etwas zu verkaufen! Der alte Schlecker hat ja ein bisschen zur Seite gelegt - das reicht für den gesamten Clan und für einen goldenen Lebensabend. Ja, diese Schleckers sind richtig sozial geworden. Die verkaufen ihre Waren auch an ungebildete Leute!
Und was sagt der Volksmund dazu? "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!" Offenbar lassen auch Schleckers Kinder zu, dass die Kunden irritiert und beleidigt werden! Tja, die väterliche Erziehung macht sich halt bemerkbar!
Im Schlecker-Blog ist zu lesen: "Ja, wir stehen zu diesem Motto, wie wir auch zu einer unserer wichtigsten Zielgruppen stehen: Menschen mit einfachem bis mittlerem Bildungsniveau. Menschen also, die ganz normal einen Haupt- oder Realschulabschluss gemacht haben und heute in vielfältigen Berufen das Rückgrat unserer Gesellschaft bilden – zum Beispiel als Handwerker, Briefträger, Krankenschwestern, Büroangestellte oder auch als Hausfrauen und -männer“.
Das bringt mich zum Grübeln: Wieso versteift sich Schlecker so sehr auf das einfache bis mittlere Bildungsniveau? Haben die etwas zu verbergen? Wollen Sie deshalb keine Akademiker in ihren Filialen? Und dann teilt Schlecker einen Rundumschlag gegen Internet-Anwender aus, die es gewagt hatten, Schlecker zu kritisieren. Solche Leutchen seien "zynisch", "unverschämt" und "arrogant".
Tja, ich denke, dass so mancher Marketing.Professor Schlecker als abschreckendes Beispiel seinen Studenten vorhalten wird: "Leute, so dürft ihr keine Werbung machen! Oder ihr wollt einen Konzern ruinieren?"
Quellen:
Wie primitiv eine für Schlecker tätige Werbeagentur seine Kunden einschätzt, zeigt diese "Werbung". Da frage ich mich: Über welch niedriges Bildungsniveau verfügt diese Agentur? Und deren Auftraggeber, also Schlecker? Haben Sie allen Ernstes dafür etwas bezahlt?