Der grausame Tod einer festliegenden Kuh

13.07.2009 …

Durch Kiat Gorina

Immer wenn Menschen von meiner Arbeit erfahren, sagen sie oft: "Du hast sicher schöne Erlebnisse mit den Tieren?" Ja und Nein, schöne aber auch weniger schöne. Letzte Woche war ich bei einem Kunden, beim Nachbarn brüllte eine Kuh vor Schmerzen. Ich fragte den Bauer, was sein Nachbar treibt.

Antwort: "Der hat eine festliegende Kuh, die hängt er in ein Gestell, stundenlang! Der spinnt!" Ich habe dann durch den Spalt der Stalltür gelinst, tatsächlich, da hing eine Kuh mit Riemen aufgehängt! Die Riemen waren sehr schmal, sie schnitten tief ins Fleisch ein, an einigen Stellen drang schon Blut durch. Wahrscheinlich war das Gewebe schon abgestorben.

Was tun? Eingreifen konnte ich nicht, da hätte ich das ganze Dorf gegen mich gehabt. Also habe ich der Kuh Kraft und Energie geschickt, sie bäumte sich auf, mit allerletzter Kraft, die Riemen zerrissen und das Gestell brach auseinander. Die Kuh fiel zu Boden und war von ihren Schmerzen erlöst, Sekundentod...

Den Lärm hatte der Bauer gehört, er lief in seinen Stall und sah die Bescherung. Dann brüllte er, dass seine beste Kuh hin sei. Ich ging zurück zu meinem Kunden. Da kam die Altbäuerin, nahm mich am Arm und sagte zu mir: "Das hast Du richtig gemacht, der Nachbar ist nicht gut zu seinen Tieren."

Sehr nachdenklich fuhr ich nach Hause. Ich erzählte das alles meinem Bär. Er umarmte mich, da liefen mir die Tränen. Es war wirklich eine sehr schöne Kuh, aber der Sekundentod war sicher besser als das langsame und schreckliche Leiden...

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Chris

06/09/2010 12:16

Liebe Kiat, du schreibst in deinem Blog, dass es gut wirksame Maßnahmen gibt, eine fest liegende Kuh wieder auf die Beine zu bekommen. Kannst du mir bitte sagen welche? Eine Freundin von mir musste heute eine festliegende Kuh erlösen, nachdem sie sich drei Tage lang sehr intensiv um sie bemüht hatte. Sie ist eine ganz liebe und leidet jedes Mal, wenn eines ihrer Tiere stirbt. Auch wir haben die Kuh für zwei Stunden mit der Beckenklammer und einem breiten Band um die Brust hochgehoben, damit sie wieder auf die Beine kommt, aber sie wollte sich nur noch hinlegen und sterben. Am liebsten hätte ich ihr Antidepressiva gegeben … Was kann man in einem solchen Fall tun? Ganz liebe Grüße Chris

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Kiat Gorina

06/09/2010 18:25

Liebe Chris, tja, da gibt es viele Mittel und viele Therapien, jeder Fall liegt etwas anders. Nun, ich könnte dir jetzt alles nennen, nur, was hättest du davon? Zunächst musst du die Ursache für das Festliegen feststellen und abstellen. Wenn zum Beispiel eine Kuh sich bei der Geburt verletzt hat, dann musst du diese Verletzung behandeln. Und auch dafür gibt es wieder viele Mittel, die in Frage kommen. Und da habe ich halt die Erfahrung, was ich nehme. Generell empfehle ich Bauern, die Rassen haben, die für festliegende Kühe spezifisch sind, eugenische Kuren Wochen vor der erwarteten Geburt zu machen. Bitte nicht traurig sein, wenn ich dir öffentlich nicht mehr schreibe. Solltest du wieder einen konkreten Fall haben, kannst du dich an mich wenden. Liebe Grüße, Kiat

Angelika Bersch

07/16/2009 10:59

Liebe Kiat, liest sich sehr traurig, sag dir trotzdem "Danke", hab wieder was dazu gelernt. Schlimm wenn das Wissen da ist und es wird nicht genutzt. Tiere fühlen doch auch und da sollte ihr Wohlfühlen doch für einen Bauern an erster Stelle stehen. Wir kaufen zwar schon viel beim Biobauern, nun wirds noch mehr werden. Dir einen schönen Tag und lg Geli

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Kiat Gorina

07/16/2009 12:39

Liebe Geli, es gibt Bauern, für die ist ihr Vieh nur ein Mittel zum Zweck: möglichst schnell möglichst viel Fleisch ansetzen oder beim Milchvieh möglichst viel Milch liefern. Irgendwie ist es pervers, zumal das Vieh ja das Kapital des Bauern ist. Die Ausnahmen dazu sind die Biobauern, das siehst Du dem Vieh auch gleich an. Ich sage es immer wieder: Wer wirklich etwas für den Tierschutz tun möchte, der kaufe beim Biobauern und bei Metzgern seines Vertrauens. Wenn nämlich die ganz großen Fleischfabriken ihr Fleisch von gequälten Tieren nicht mehr an die Frau bringen und der Gewinn in den Keller geht, dann verlieren sie sehr schnell ihr Interesse. Sicher, Biofleisch ist teurer als Fleisch aus Massenproduktion. Aber müssen wir jeden Tag Fleisch essen? Lieber weniger Fleisch, aber dafür kein Quäl-Fleisch. Liebe Grüße, Kiat Liebe Grüße, Kiat

Angelika Bersch

07/15/2009 16:50

Liebe Kiat, es wird immer verschiedene Meinungen geben, ich war erstmal ziemlich erschüttert was alles so mit Tieren gemacht wird und finde deshalb deine Handlungsweise bewundernswert. LG Geli

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Kiat Gorina

07/15/2009 23:32

Liebe Geli, was mich erschüttert, ist die Tatsache, dass es einfache Mittel gibt, das Festliegen einer Kuh zu verhindern. Wenn z. B. eine Kuh bei der letzten Geburt damit Probleme hatte, dann hilft prophylaktisch eine eugenische Kur, aber die gibt es nicht von der Stange, nein, die muss individuell auf die jeweilige Kuh angepasst werden. Es gibt Bauern, die haben das mal ausprobiert und sind immer wieder erstaunt, wie gut das funktioniert. Da brauchen sich die Kühe nicht zu quälen. Und wenn keine eugenische Kur gemacht wurde und es zum Festliegen kommt, auch da gibt es Mittel, der Kuh zu helfen ohne sie quälen zu müssen. Es gibt nur ganz wenige Tierärzte, die homöopathische Mittel einsetzen. Und wenn, dann wie Medikamente aus der Schulmedizin. Das kann halt nicht funktionieren. Wie heißt es doch: "Gegen Dummheit kämpfen selbst Götter vergebens!". Da lobe ich mir die Biobauern, die ihre Tiere beobachten und bei ersten Anzeichen gegen eine sich anschleichende Erkrankung etwas unternehmen. Liebe Grüße, Kiat

Kleh

07/14/2009 07:53

Liebe Kiat, Und wieder zeigst Du Mut, indem Du die Verantwortung für Dein Handeln übernimmst. Mehr kann man doch nicht erwarten. Liebe Grüße Kleh

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Kiat Gorina

07/14/2009 12:17

Liebe Kleh, danke für dein Verständnis! Liebe Grüße, Kiat

silva wittfeld

07/14/2009 05:26

liebe kiat - danke für deine antwort. weiss nicht, was ich sagen soll.natürlich "glaube" ich an mediale kräfte. interessant, was du da über dich schreibst. (angeblich bin ich ja selbst ein medium.ohne dass ich das praktiziere, nutze.) aber ich glaube auch an mut. du beschreibst eine verfilzte, kaputte gesellschaft, in der nur eines gilt: die mehrung des persönlichen profits. ganz furchtbar, sehr traurig. aber doch gilt das und immer wieder: nur mut hilft. aufstehen gegen diese ganzen kriminiellen, transparent-machen von miss-ständen . und d a s tust du ja. danke dafür. also, bittebitte, lasst uns alle zusammen immer wieder aufs neue dafür beten, dass wir kraft und mut haben auch dinge zu tun, die uns "irgendwie" schaden können. denn manchmal ist es doch wichtiger, anderen zu helfen. oder? (ja, ich gebe es zu: ich habe mir selbst oft damit geschadet.mein mitgefühl, schrecklich oft, so übergross, allem leidenden geltend, allen opfern, für die niemand da ist, da sein will, macht mich oft ganz schwach.) das, was du da über das überleben in der steppe schreibst, auf sich selbst achten m üs s e n , macht mich sehr nachdenklich. ja, natürlich habe ich diese erfahrung nicht. einen gruss von herzen, silva

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Kiat Gorina

07/14/2009 12:16

Liebe Silva, jede von uns hat ihre besonderen Gaben und Talente, die es einzusetzen gilt. Mut alleine reicht nicht aus, das ist meine persönliche Erfahrung. Sondern es gilt vorher auch abzuschätzen, welche Möglichkeiten habe ich und womit kann ich am meisten erreichen? Solltest Du mal mein Buch lesen, dann wirst Du verstehen, was ich meine. Mut bedeutet meiner bescheidenen Meinung nicht, auch etwas zu unternehmen, was uns schaden könnte. Wenn wir Aktionen durchziehen, die es der "Gegenseite" erlauben, uns mundtot zu machen, dann hat die Gegenseite gewonnen. Deinen Aufruf zur Solidarität unterstreiche ich voll. Liebe Silva, wir liegen wahrscheinlich gar nicht so weit auseinander. Liebe Grüße, Kiat