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29. Oktober 2008 3 29 /10 /Oktober /2008 14:39
Es ist immer das Gleiche: Da wollen Menschen meinen beruflichen Werdegang in Deutschland wissen. Und wenn ich dann erzähle, dass ich nach meinem Studium der Lebensmitteltechnologie und den ersten Berufserfahrungen noch eine Zusatzausbildung zur Metzgerin gemacht habe, sehe ich nur großes Unverständnis in den Gesichtern. Metzgerin?

Aber im nachhinein gesehen hat mir diese Metzgerlehre indirekt das Leben gerettet. Das kam so: Da suchte ein Landesamt in NRW Prüfer für die Fleischindustrie, natürlich mit passenden Vorkenntnissen. Ich hatte als einzige die Kombination Lebensmitteltechnologie und Metzgerin vorzuweisen, also wurde ich von Bayern aus genommen. Ich bekam auch dann einen Prüferausweis, grüner Karton und mit einem rotem Diagonalbalken und veschweißt natürlich. Also so richtig landesamtsmäßig.

Zum Wochenende fuhr ich immer heim nach Bayern, von Düsseldorf nach Bayern, das war stets ein längerer Ritt, mit der Bahn natürlich. An einem Wochenende wurde mir plötzlich grottenschlecht, so schlecht, dass mein Bär gleich im nächsten Krankenhaus anrief und nicht erst die Rettung abwartete. Ich hatte plötzlich einen irrsinnig hohen Puls, da fuhr er mich selbst hin.

Die Schwestern erkannten sofort die ernste Situation, sie holten die diensthabende Ärztin, offenbar eine frisch importierte Russin. Sie hielt sich krampfhaft an zwei kleinen Oktavheftchen, in einem standen offenbar Nummern von Kollegen, im andern war eine Zusammenfassung der häufig vorkommenden Krankheiten. Sie wählte mit ihrem Handy diverse Leute an, hatte aber am Samstag schlechte Karten, einen Kollegen zu erreichen.

Mein Puls stieg und stieg. Das sah eine Schwester, sie fauchte vorwurfsvoll die Ärztin an: "Passiert da jetzt nichts? Rufen Sie endlich den Chef an!"

Das tat sie notgedrungen auch. Kurz darauf rauschte der Chefarzt rein, seine erste Handlung war, dass er meinen Bären, der mir lieb die Hand gehalten hatte, aus dem Zimmer jagte. Dann versuchten sie, meinen hohen Puls wieder zu senken, das hat gedauert.

Ich musste länger auf der Station bleiben, also brauchte ich eine Krankmeldung fürs Landesamt. Ich schickte meinen Bären los, der ging zur Stationsärztin, die hatte angeblich keine Formulare da. Also kam mein Bär zu mir zurück: "Gib mir mal deinen Prüferausweis..."

Mit diesem Ausweis "bewaffnet" ging er zum Pförtner und fragte, wo die Verwaltung mit den Formularen für Krankmeldungen ist. Der Pförtner geruhte, seinen Kopf von der Bildzeitung zu heben und brummte was von "Da drüben". Da legte mein Bär ihm meinen Prüferausweis vor die Nase und sagte ganz beiläufig: "Es handelt sich nämlich um eine Prüferin vom Landesamt in Düsseldorf, die noch heute ihre Krankmeldung braucht."

Das saß! Der Pförtner erschrocken: "Was? Eine Prüferin vom Landesamt Düsseldorf hier in unserem Krankenhaus? Warten Sie, ich bringe Sie hin!" Er hängte ein Schildchen ins Fenster, schloss seine Kabine ab und brachte meinen Bären zu den Verwaltungsdamen. Mein Bär brauchte nichts zu sagen. Der Pförtner, ganz aufgeregt: "Da, eine Prüferin vom Landesamt, Düsseldorf, braucht unbedingt ihre Krankmeldung."

Mein Bär hielt einer der Damen meinen Prüferausweis vor die Nase, die war fast daran, einen Knicks zu machen, brachte meinen Bären zu einer Kollegin. Die hatte schon begonnen aufzuräumen und dem Computer das Staubhäubchen überzuziehen. Als sie von ihrer Kollegin erfuhr, worum es geht, sagte sie zu meinem Bären: "Einen Augenblick bitte, ich fahre den PC wieder hoch." Dann legte sie das passende Formularpapier ein und druckte die Krankmeldung aus.

Mein Bär bedankte sich und stiefelte zur Stationsärztin zurück und hielt ihr das Formular unter die Nase. Sie erschrak: "Wie haben Sie denn das gemacht?" Mein Bär: "Wissen Sie denn nicht, dass die Patientin Prüferin am Landesamt in Düsseldorf ist?" und er zeigte ihr den Ausweis. Sie wollte es nicht glauben, dann murmelte sie: "Tatsächlich!"

Von da an ging es wie geschmiert. Plötzlich machte der Chefarzt persönlich einen ganz kurzfristigen Termin mit einem Professor aus, der sollte mich untersuchen und gegebenenfalls reparieren.

Nach der Untersuchung erfuhr ich vom Professor, dass ich einen angeborenen Herzfehler habe. Ich erschrak. Wieso hat das früher keiner bemerkt? Der Professor war wirklich sehr gut, es gelang ihm, den Herzfehler zu beseitigen.

Und ich bedankte mich beim Blauen Wolf, dem Stammvater der mongolischen Reitervölker und Wölfe. Ja, dann ging ich die Kette nochmal durch: ohne Metzgerlehre kein Amtsausweis und ohne Amtsausweis kein Professor und ohne Professor immer noch einen Herzfehler ...


(C) Copyright 2004-2008 by Kiat Gorina, Windsbach. Alle Rechte vorbehalten.
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Kommentare

M
Oh, na dann weiß ich ja jetzt auch, warum ich dieses blöde Geschwafel von Hausarbeit in die Welt setzen muß - ohne Abschluss + guter Note ist man halt leider kein gar nix in diesem Land! :-(<br /> mathilde :-)
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K
<br /> Liebe Mathilde,<br /> <br /> ja, leider ist es so: Hier gilt nur, wer auf der Visitienkarte irgendeinen Abschluss vorzeigen kann. Und sei es ein Doktortitel, den er/sie sich von der Church of Absurdistan gekauft haben<br /> <br /> <br /> Liebe Grüße, Kiat<br /> <br /> <br />
S
*grins*<br /> menschen sind wirklich dümmer als jedes normale viech. *lach*
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K
<br /> Liebe Sonja,<br /> <br /> viele Menschen lassen sich sehr leicht beeindrucken, Tiere weniger. Aber für mich war das gut.<br /> <br /> Liebe Grüße, Kiat<br /> <br /> <br />
U
Liebe Kiat,<br /> Es gibt solche und andere, das ist individuell.<br /> Ich habe auch Freunde bei der grünen Zunft. Vor kurzem war ich sogar bei einer Hochzeit eingeladen.<br /> Wer kennt sie nicht, die menschlichen Schwächen in unserem Alltag?!<br /> Einen schönen Tag wünsche ich,<br /> Uli
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K
<br /> Lieber Uli, gewiss, es gibt solche und solche. Wie immer und überall. Liebe Grüße, Kiat<br /> <br /> <br />
U
Ja Kiat, das ist Deutschland, wie es leibt und lebt!!<br /> Ich fuhr von einem Geschäftstermin sehr spät nach Hause. Es war Samstag früh um 01.30Uhr. Da mein Auto in Reparatur war, hatte ich von einem Freund das Fahrzeug bekommen.<br /> Nun, wie aus dem Nichts überholte mich ein Streifenwagen, mit dem netten Leuchtschild-bitte folgen!<br /> Mit Entsetzen bemekkte ich, daß ich ja meine ganzen Papiere in meinem Auto in der Werkstatt vergessen hatte.<br /> Ich war nur noch 8km von zu Hause weg, das würde ich sicherlich klären können!<br /> Führerschein, Fahrzeugschein bitte...! Ja, entschuldigen sie Herr Wachtmeister, das ist nicht mein Auto. Meines ist in Reparatur, da liegen meine ganzen Papiere drin.Ich wohne jedoch nur 8km von hier entfernt, meine Frau kann ihnen meine Angaben bestätigen.<br /> Aha, kein Führerschein?? Das Auto gehört ihnen gar nicht??<br /> Ja, da kommen sie mal bitte aus dem Auto und steigen bei uns ein!<br /> Sie müsset jetzt mit auf das Revier, wir müsset sie überprüfen. Das Revier lag jedoch 20km weit weg. Ächz, was solls, als bin ich mit.<br /> Auf dem Revier wurde dem Wachhabenden meine Geschichte noch einmal erzählt. Der trank gemütlich einen Kaffee, nach dem ich, mittlerweile, lechzte. Könnte ich auch einen bekommen,bitte?<br /> Sie bleiben sitzen und sind ruhig!<br /> Nun gab es mit dem Computer ein Problem. Irgendwie funktionierte er nicht. Ich, mittlerweile müde und auch sauer, fragte, was denn los sei.<br /> Jetzt machen wir erst einmal eine Alkoholkontrolle. Also,Alkomat, reingeblasen. Ja, da ist aber ein bischen verfärbt! Ja, erwiderte ich, ich bin Raucher. Rauchen verfärbt durch das Nikotin das Röhrchen ein wenig.<br /> Da endlich kommt der Wachhabende, Gott sei Dank!<br /> Also, mir kommet jetzt nett in de Computer nei, der isch defekt! Sie müsset jetzt übers Wochenende in der Ausnüchterungszelle bleibe, mir wisset jo nett, wer se wirklich sind. Ich dachte ein Pferd tritt mich.<br /> Rufen sie doch meine Frau an, die kann doch meine Angaben bestätigen!! Ha des könnt ja au ä Mittäterin sei, des got nett!<br /> Mittlerweile war ich hellwach, mein Blutdruck auf mindestens 180 und ich hatte richtige Aggressionen.<br /> Also sagte ich, bitte rufen sie meinen Anwalt, Dr.Dr. sowieso an. Es wäre jetzt doch scho um halb vier, des got nett!!<br /> Rufen sie an, sagte ich, sagen sie ihm meinen Namen und sie sind morgen früh suspendiert!! Ich wurde sehr laut!<br /> Plötzlich wurden sie freundlich, der Streifenführer sollte mich zurück bringen zu meinem Auto, was er auch tat. Ich sagte ihm, er könne ja hinterher fahren und mit meiner Frau sprechen.<br /> Ist nicht nötig, meinte er!!?? Wieso?? Ja wer so rumbrüllt, dann noch morgens den Dr.Dr. anrufen will, der hot bestimmt koi Dreck am Stecke. Ich wollte das nicht glauben, fuhr los, alleine!<br /> So kam ich, ohne Papiere, nur durch Autorität, endlich um04.20Uhr nach Hause, fiel nur noch ins Bett.<br /> Ausweise und Autorität, dann klappts auch in Deutschland*g*
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K
<br /> Lieber Uli, tja, meistens ist es so! Aber zur Rettung der Polizei: Ich habe auch schon verständnisvolle Polizisten erlebt. Und Du hast dir ja zu helfen gewusst. Wahrscheinlich hatten die Polizisten<br /> einfach Angst, Du bist ein hohes Tier und sie handeln sich Ärger ein. Liebe Grüße, Kiat<br /> <br /> <br />

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