Erinnern wie uns: Dinkelsbühl, März 2008. Die Klärschlammverwertungsanlage geht in Betrieb. Das soll sozusagen ein Perpetuum Mobile der Klärschlammbeseitigung werden: Klärschlamm wird von mit Biomasse erzeugter Wärme getrocknet und mit dem getrockneten Klärschlamm wird eine Biomasseanlage beheizt, die die Wärme zur Trocknung des Klärschlamms liefert etc.
Nun haben alle bisher bekannten Perpettum Mobile einen schweren Nachteil: Sie laufen nicht alleine und auch nicht immer, da muss nicht nur Energie zugeführt werden - im Falle dieser anfangs hochgerühmten Gesellschaft auch Millionen von Euronen. Aber das hat Politiker trotzdem anfangs veranlasst, dieses Projekt über den grünen Klee zu loben. Wie der damals amtierende Umweltminister Sigmar Gabriel von sich gab:
"Hier ist eine Kombination geschehen aus einer Biomasseanlage, einer Klärschlammtrocknung und -verwertung. Das ist einmalig in Europa. Das gibt es nicht nochmal."
Ja, das ist wirklich einmalig, denn vor ein paar Tagen musste diese Gesellschaft Insolvenz anmelden. Soviel zum Weitblick des damaligen Umweltministers.
Aber auch der immer noch amtierende Oberbürgermeister von Dinkelsbühl, sagte 2008 in seiner Eröffnungsrede: "Beim Klärschlamm werden wir das gleiche erleben, wie beim Gas. Wenn wir abhängig sind von wenigen Betrieben, dann werden die uns irgendwann einmal die Preise diktieren. Das wollten wir nicht, wir haben gesagt, wir nehmen die Sache selber in die Hand. Wir haben die eigene Anlage jetzt, das heißt: Wir diktieren unsere Preise zur Klärschlammverwertung in Zukunft selber und zweitens produzieren wir Strom. Das Ding rechnet sich wirtschaftlich."
Ja, wo ist die Wirtschaftlichkeit geblieben? Hier zeigt sich wieder einmal, woran unsere Behörden und Verwaltungen kranken. An den fehlenden Fachleuten. Überall, wohin die Bürgerinnen und Bürger in den Verwaltungen und Behörden auch schauen, sie sehen Juristen, aber keine technisch ausgebildete Fachleute. Und die wurden auch nicht gefragt. Denn Fachleute hätten von Anfang auf die Mängel des Konzeptes hingewiesen.
Diese Anlage konnte nie mit Gewinn - nicht einmal mit einer schwarzen Null betrieben werden!
Jetzt ist der Jammer groß: 27 Kommunen haben für viele Millionen gebürgt, die betroffenen Gemeinden dürfen diese Millionen in den sprichwörtlichen Schornstein schreiben! Dieses Geld ist das Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler! Und dieses Geld wird fehlen, wenn es um andere kommunale Projekte geht. Die werden dann zwangsweise zurückgestellt werden.
Und was passiert mit den Verantwortlichen? Wahrscheinlich nichts! Sie zucken mit den Schultern und stellen sich bei den nächsten Wahlen wieder zur Wahl! Sie vertrauen auf das Kurzzeitgedächtnis der Wählerinnen und Wähler, die dann die Pleite dieser Gesellschaft bis zu den nächsten Wahlen vergessen haben.
Da hoffe ich sehr, dass die Verantwortlichen sich täuschen und bei den nächsten Wahlen ihre Quittung erhalten - einen Fußtritt in den Orkus der Vergessenen!
Quelle: BR Studio Franken Millionenprojekt rutscht in Insolvenz
Auf der Kippe? - Debatte um Einsetzen von Klärschlamm in der Landwirtschaft
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Amöben im Klärschlamm unter dem Mikroskop betrachtet
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Wimpertierchen im Klärschlamm unter dem Mikroskop betrachtet
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