Ja, wie geht es weiter beim Monsterprojekt S21 - dem unterirdischen Monsterbahnhof in Stuttgart? Ich will beileibe den bisherigen Chefplaner Hany Azer von S21 als "Ratte" bezeichnen - aber Fakt ist, dass er das Handtuch geschmissen hat und ab Ende Mai als Chefplaner nicht mehr fungiert.
Er soll ja bei der Deutschen Bahn eine andere Funktion übernehmen. Die Zeitungen waren voll mit Meldungen zu diesem Thema. Und sie mussten schreiben, dass Azer nicht freiwillig gekündigt hat. Und wer war schuld? Natürlich die bösen S21-Gegner! Die waren so böse, dass Azer nicht mehr arbeiten konnte. Ja, schlimmer noch, er musste ständig vom Werkschutz überwacht werden.
Und immer wieder die gleiche Leier. Wenn die vermeintliche Elite etwas versaubeutelt, weil sie fundamentale Fehler gemacht hat, dann gibt sie nie und nimmer ihre Fehler zu. Nein, sie sucht einen Sündenbock oder gleich mehrere, in diesem Fall die Gegner von S21. Und da gibt es ja viele. So viele, dass die Schwaben ihren schwarzen Ministerpräsident bei der letzten Landtagswahl abgewählt haben.
Das muss eine besondere Erfahrung für ihn gewesen sein. Denn er kam ja zu seinem Ministerpräsidentenamt ohne demokratische Legitimation - sozusagen als Nachfolger von Oettinger, der nach Brüssel weggelobt wurde. Das sollte zwar ein Schwabenstreich der Bundeskanzlerin sein - jedoch erwies er sich als Bumerang und die Bundeskanzlerin wollte in Stuttgart Reden halten und wurde ausgepfiffen. Ausgepfiffen! Wann hat es das schon einmal gegeben?
Wer die Artikel zum Rücktritt Azers genauer liest, erfährt etwas anders: Azer hat die Risiken zusammengestellt und was dann an Zusatzkosten anfallen wird, wenn diese Risiken eintreffen. Davon wollten die Auftraggeber nichts wissen. Über Kosten wird nicht mehr gesprochen. Die sparen wir woanders ein, zum Beispiel an der Sicherheit! Oder am Material! Oder durch Verkleinerung, zum Beispiel der Tunnels etc.
Und wenn S21 wegen zusätzlicher Kosten scheitern sollte, dann wissen die Schwarzen, wer daran schuld ist. Na klar, die Demonstranten gegen S21! Deren Vertreibung hat ja die Wasserkosten extrem in die Höhe getrieben. Und die Stromkosten! Die Bäume konnten nur heimlich nachts "verpflanzt" werden. Die vielen Scheinwerfer! Die saugen ganz schön Strom! Geschweige denn von den Personalkosten für die vielen Polizisten!
Da ist es doch schön, wenn die Schwarzen wieder Sündenböcke ausgemacht haben, auf die sie mit ihrem Finger zeigen können. Nur eines vergessen sie dabei. Wer mit einem Finger auf andere zeigt, bei dem zeigen vier Finger auf ihn selbst!
Quellen:
- Frankfurter Rundschau: "Projektleiter gibt auf"
- sueddeutsche.de: "Projektleiter von Stuttgart 21 gibt auf"
- taz.de: "Hany Azer gibt auf"
- Stuttgarter Zeitung: "Der Chefplaner wirft das Handtuch"