Wer mein Buch gelesen hat, weiß ja, dass ich gut schieße. Manche sind dann pikiert oder gar schockiert darüber.
Nun, ohne Übung im Schießen hätte ich in der Wildnis nicht überlebt. Und meine Schießkenntnisse waren ja auch mit ein Grund, dass ich in der Roten Armee zur Scharfschützin ausgebildet wurde. Für mich ist das Schießen ein Sport.
Derzeit ist ja die Zeit der Kirchweihen, da gibt es meist eine Schießbude. Da ziehen mein Bär und ich meist eine kleine Schau ab. Mein Bär will mich zum Schießen überreden: "Ach, schieß doch auch einmal!"
"Geht nicht, ich habe meine Brille nicht dabei!" Und nach einigem Hin und Her lasse ich mich zum Schießen überreden. Meistens grinst die Budenfrau, offensichtlich erwartet sie lauter Fahrkarten von mir. Wenn ich aber das Gewehr in die Hand nehme, spanne, anlege und ziele, da erkennen die meisten, dass ich vom Schießen etwas verstehe. In aller Ruhe hole ich einen Stern nach dem andern herunter.
Bei der letzten Kirchweih sprach mich ein älterer Mann an: "Na, wollen wir beide ein Wettschießen machen?"
"Ja, warum nicht?"
Er war in Begleitung eines jüngeren Mannes, der sich einmischte: "Aber Papa, das geht doch nicht. Die war doch ..." und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ich trompetete laut: "Hat ihr Sohn Ihnen verraten, dass ich Scharfschützin in der Roten Armee war?" Der Kopf des Sohnes glühte.
"Stimmt das wirklich?" fragte er mich, total interessiert. "Ja, das stimmt! Das steht auch in meinem Buch!"
"Das wird ja immer interessanter. Komm, setzen wir uns. Ich gebe dir auch eine Maß aus."
"Ich bin aber nicht allein", und wies auf meine Wolfsmischung und meinen Bären. "Und Bier trinke ich nicht, ich bin zuckerkrank." Wir suchten einen freien Tisch und klemmten uns dahinter. Dann begann er eine Fachsimpelei, ich erzählte von meinen Erfahrungen mit der AK 47 und dem Scharfschützgewehr Dragunow. Er war hoch interessiert, wir waren so richtig am fachsimpeln. Seinem Sohn war es gar nicht recht, dass sein Vater so begeistert mit mir redete. Im Nu war eine Stunde vergangen. Dann wollte er noch wissen, wo es mein Buch zu kaufen gibt.
"In jedem Buchladen. Nur in Windsbach nicht, da hat es der Dekan verboten."
"Ach der! Den kann ich sowieso nicht leiden!"
"Und bei mir zu Hause auf meinem Hof."
"Wo wohnst du denn?" Ich sagte es ihm, da meinte er zu seinem Sohn: "Morgen nach der Arbeit fährst du bei ihr vorbei und bringst mir ihr Buch mit." Und so geschah es.