16. März 2009
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"Na wartest Du auf deine Fuhre? Die Schicht ist ja bald zu Ende" begrüßte ich ihn.
"Ha, Fuhre ist gut. Heute hole ich nur eine einzige Frau ab. Und die ist auch schon gekündigt. Ich bin noch der einzige, der Leute zur Arbeit bringt." Und er fuhr fort:
"Wenn ich der Zumwinkel wäre, dann ginge es mir besser! Da, lies mal" und er hielt mir eine Bildzeitung vor die Nase. Ich erkannte ihn nicht wieder. Sonst war er immer besonnen und zu einem Späßchen aufgelegt. Aber jetzt!
"Der lässt sich seine Pensionsansprüche auszahlen und bekommt auf einen Schlag 20 Millionen! Das ist eine Ungerechtigkeit! Ich bin mit 55 auf die Straße gesetzt worden, weil ich angeblich zu alt war. Was habe ich alles gemacht? Billigstjob habe ich angenommen, und ich war ein sog. Aufstocker! Und dann hat die ARGE mich zwangsverrentet. Mit der Fahrerei verdiene ich etwas dazu. Aber es reicht vorn und hinten nicht!"
"Du, der Zumwinkel wird halt Geld brauchen, er muss ja seine Burg Tenno am Gardasee unterhalten", versuchte ich es auf die witzige Tour. Aber er wollte nichte, sondern schimpfte noch mehr:
"Eine Burg, die passt zu ihm! Wie früher die Raubritter!" So richtig verbittert war er. "Der Seehofer ist der einzige, ders Maul aufmacht!"
Dann kam die Frau, die er abholen sollte. Und er fuhr los. Ich war sehr nachdenklich geworden.
Da fiel mir ein Artikel ein, den ich vor kurzem gefunden hatte: "Soziale Unruhen, Terrorismus: Warum Klaus Zumwinkel die Demokratie in Gefahr bringt". Zuerst habe ich nicht so richtig geglaubt, was da für Gefahren heraufbeschworen werden, aber nach dem Gespräch mit diesem Bekannten?
Es ist ja für Normalverdiener ungeheuerlich: Im Februar 2008 schied Zumwinkel aus, für die knappen zwei Monate bekam er noch 714.045 EUR, davon waren 480.184 EUR Bonuszahlungen. Bonus wofür?
Klaus Zumwinkel hat Deutschland verlassen, er ist nach Italien ausgewandert und residiert nördlich vom Gardasee auf seiner Burg Tenno. Auf fünf Millionen EUR wird sie geschätzt.
Ich stimme dem bayerischen Ministerpräsidenten zu, wenn er sagt: "Das sind die Dinge, wo die Menschen den Glauben an die soziale Marktwirtschaft verlieren."
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