1. Mai 2009
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21:56
Eine Studienkollegin arbeitet seit Jahren in Frankreich, gelegentlich telefonieren wir miteinander. Gestern war sie wieder mal an der Strippe. Da hat sie mir von den politischen Verhältnissen in Fankreich erzählt:
"Die Zeiten sind ziemlich explosiv geworden, ich komme mir vor, als lebe ich auf einem Pulverfass, das jeden Moment explodieren kann. Sogar de Villepin, der frühere Premier, spricht von Vorrevolution!"
"Naja, wenn ich lese, dass die Belegschaft der Continentalfabrik ihren Direktor Louis Forzi einfach in sein Büro einsperren und eine Puppe mit seinem Bild verbrennen, weil die Fabrik geschlossen werden soll. Das gibt schon zu denken."
"Stimmt. Sogar Le Monde schreibt, dass so etwas an den 4. August 1789 erinnert, da begann die Französische Revolution."
"Die Parallelen sind auch fatal: Damals war es der Adel, der das arme Volk bis aufs Blut aussaugte, heute sind es die Kapitalisten, Heuschrecken und Superreiche, die die arbeitende Bevölkerung in die Armut stoßen wollen."
"Immer mehr Manager werden für Stunden in Geiselhaft genommen. Und die Gewerkschaften haben sich vereinigt, gegen den Präsidenten Nicolas Sarkozy. Wenn das nicht revolutionär ist?! Was tut sich da in Deutschland?"
"Hier kocht es auch. Aber Unruhe wurde zum Unwort erklärt, also wird es keine Unruhen geben, der DGB-Chef Sommer hat ja Prügel bezogen, als er vor sozialen Unruhen warnte. Die Politik ist hier ziemlich nervös. Ab 2005 wurden Millionen von Arbeitslosen in die Armut geschmissen, sie mussten ihre wenigen Ersparnisse abschmelzen und kümmern jetzt in erbärmliche Verhältnissen vor sich hin, ein Viertel kann sich nicht einmal mehr Arztbesuche leisten. Und diejenigen, die bisher Arbeit hatten, erkennen immer mehr, dass ihnen das Gleiche droht. Da bricht für Millionen von Menschen die Welt zusammen, jahrelang haben sie geschuftet und gespart für ihr Haus und ein bisschen Lebensqualität, und all das soll ihnen genommen werden. Da ist doch klar, dass Frust und Wut aufkommt."
"Die Gewerkschaften bei euch sind aber noch ziemlich zahm. Bei uns in Frankreich ist das ganz anders. Die gehen richtig auf Konfrontation zum Staat und zum Kapital."
"Och, die ersten Ansätze gibt es auch in Deutschland, als z. B. die deutschen Continental-Arbeiter von ihren französischen Kollegen Besuch bekamen. Ich denke, es kommt zu einer Europäisierung, die dem Kapital überhaupt nicht gefallen wird. Bisher konnten sie ja die Arbeitnehmer in den verschiedenen EU-Ländern gegeneinander ausspielen."
"Was ich hier über Deutschland lese, da gibt derzeit meist nur Einzelaktionen: Studenten protestieren gegen die Studiengebühren, Ärzte und Pflegepersonal wollen die Gesundheitsreform stoppen, Arbeiter haben Angst um ihre Arbeitsplätze ..."
"Eben. Wenn sich all diese Menschen miteinander verbünden und dann noch mit den Menschen in andern EU-Ländern solidarisieren, dann werden die derzeitigen Regierung hinweggefegt, auf den Misthaufen der Geschichte ..."
"Die Zeiten sind ziemlich explosiv geworden, ich komme mir vor, als lebe ich auf einem Pulverfass, das jeden Moment explodieren kann. Sogar de Villepin, der frühere Premier, spricht von Vorrevolution!"
"Naja, wenn ich lese, dass die Belegschaft der Continentalfabrik ihren Direktor Louis Forzi einfach in sein Büro einsperren und eine Puppe mit seinem Bild verbrennen, weil die Fabrik geschlossen werden soll. Das gibt schon zu denken."
"Stimmt. Sogar Le Monde schreibt, dass so etwas an den 4. August 1789 erinnert, da begann die Französische Revolution."
"Die Parallelen sind auch fatal: Damals war es der Adel, der das arme Volk bis aufs Blut aussaugte, heute sind es die Kapitalisten, Heuschrecken und Superreiche, die die arbeitende Bevölkerung in die Armut stoßen wollen."
"Immer mehr Manager werden für Stunden in Geiselhaft genommen. Und die Gewerkschaften haben sich vereinigt, gegen den Präsidenten Nicolas Sarkozy. Wenn das nicht revolutionär ist?! Was tut sich da in Deutschland?"
"Hier kocht es auch. Aber Unruhe wurde zum Unwort erklärt, also wird es keine Unruhen geben, der DGB-Chef Sommer hat ja Prügel bezogen, als er vor sozialen Unruhen warnte. Die Politik ist hier ziemlich nervös. Ab 2005 wurden Millionen von Arbeitslosen in die Armut geschmissen, sie mussten ihre wenigen Ersparnisse abschmelzen und kümmern jetzt in erbärmliche Verhältnissen vor sich hin, ein Viertel kann sich nicht einmal mehr Arztbesuche leisten. Und diejenigen, die bisher Arbeit hatten, erkennen immer mehr, dass ihnen das Gleiche droht. Da bricht für Millionen von Menschen die Welt zusammen, jahrelang haben sie geschuftet und gespart für ihr Haus und ein bisschen Lebensqualität, und all das soll ihnen genommen werden. Da ist doch klar, dass Frust und Wut aufkommt."
"Die Gewerkschaften bei euch sind aber noch ziemlich zahm. Bei uns in Frankreich ist das ganz anders. Die gehen richtig auf Konfrontation zum Staat und zum Kapital."
"Och, die ersten Ansätze gibt es auch in Deutschland, als z. B. die deutschen Continental-Arbeiter von ihren französischen Kollegen Besuch bekamen. Ich denke, es kommt zu einer Europäisierung, die dem Kapital überhaupt nicht gefallen wird. Bisher konnten sie ja die Arbeitnehmer in den verschiedenen EU-Ländern gegeneinander ausspielen."
"Was ich hier über Deutschland lese, da gibt derzeit meist nur Einzelaktionen: Studenten protestieren gegen die Studiengebühren, Ärzte und Pflegepersonal wollen die Gesundheitsreform stoppen, Arbeiter haben Angst um ihre Arbeitsplätze ..."
"Eben. Wenn sich all diese Menschen miteinander verbünden und dann noch mit den Menschen in andern EU-Ländern solidarisieren, dann werden die derzeitigen Regierung hinweggefegt, auf den Misthaufen der Geschichte ..."
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