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18. Dezember 2010 6 18 /12 /Dezember /2010 21:25

Immer Ende eines Jahres ist es so weit: die GfdS präsentiert das Wort des Jahres, so auch am 16.12.2010. Und was ist das Wort des Jahres 2010? Wutbürger!

Jetzt mal ehrlich, wer hat dieses Wort schon vorher gehört? Außer Dirk Kurbjuweit. Der schrieb ein Essay und schuf dieses Wort. Und die GfdS kürte es zum Wort des Jahres 2010. Wer ist eigentlich die GfdS? Gesellschaft für die deutsche Sprache! Und wer bildet die Jury für das Wort des Jahres? Der Hauptvorstand dieser Gesellschaft und seine wissenschaftlichen MitarbeiterInnen.

Wie kam es zum Wutbürger? Wie schaffte es ein Autor für den Spiegel, ein Wort zu basteln, das Wort des Jahres wurde. Ganz einfach, die anderen Worte waren für die sogenannte Elite zu gefährlich! Also wurde die Wahl des Wortes für 2010 missbraucht und ein Kunstwort genommen, das eine sich abzeichnende Strömung bei den Deutschen verächtlich machen soll. Typisch Elite also. Was der Elite nicht in den Kram passt, das wird ins Lächerliche gezogen.

Auch an der GfdS ging die neue Strömung nicht spurlos vorbei. An zweiter Stelle landete "Stuttgart 21". Bundesweit wurde es bekannt. Ein Symbol für Bürger, die selbst entscheiden wollen und nicht mehr einverstanden sind, dass andere über sie entscheiden. Die Elite reagiert zunächst verschreckt und dann brutal - denken wir an den 30. September, genannt "schwarzer Donnerstag"! Hier zeigte die Elite ihr brutales Gesicht, schlug auf Kinder und Jugendliche ein, und veranstaltete ein Wettschießen auf Augäpfel von Demonstranten, manche wurden blind.

Da fuhr den Eliten ein gewaltiger Schrecken in die Glieder. Ein solches Wort durfte nie Wort des Jahres werden, also musste etwas anderes her, eben der Wutbürger. Der erklärte ja gleich, was diese Demonstranten treibt, Wut, blanke Wut, also Menschen, die sich selbst nicht beherrschen können - genau genommen psychisch Kranke. Kurzum, die Eliten nehmen sie nicht ernst.

Unter den zehn Kandidaten findet sich noch ein anderes Kunstwort: Femitainment. Schon mal gehört? Nö. Dieses Wort soll sich auf die Auseinandersetzung zwischen Alice Schwarzer und der Familienministerin beziehen. Ein ziemlich überflüssiger Streit - zumal die Familienministerin Schwarzer etwas vorwirft, was diese nie gesagt hat. Und daraus eine Diskussion zu konstruieren, das war der GfdS wohl dann selbst zu abwegig. Also blieb das deutsche Volk von diesem Wort verschont.

Aber es tauchten noch andere gefährliche Worte auf: Wikileaks. Das kam auf keinen Fall in Frage. Wenn da der große Bruder jenseits des Atlantik erfährt, dass die Krauts die Schöpfung von Julian Assange wählen, was glaubt ihr, was dann erst für "Geheimdokumente" hin- und hergeschickt und veröffentlicht werden.

Mit Wikileaks kam es zum Cyberkrieg, auch das ist gefährlich. Grund: Dieser Krieg lässt sich nicht mit konventionellen Waffen gewinnen, im Gegenteil, es gibt sehr viele Anhänger. Die treffen den Nerv der großen Konzerne und bringen diese ins Taumeln.

Ähnlich sieht es mit dem Wort "schottern" aus. Das wird ja gleich als Anleitung zum organisierten Widerstand und als Landfriedensbruch aufgefasst.

Froh bin ich, dass das Wort, das sich auf das Gen eines gewissen S. bezieht durchgefallen ist und wir davor verschont geblieben sind. Sonst wäre die GfdS gleich als PR-Abteilung für das zugehörige Buch des S. aufgefasst worden.

Eigentlich brauche ich mich überhaupt nicht aufregen. Grund: Wenn ich die Worte anschaue, die in den letzten 35 Jahren eben von dieser Gesellschaft ausgewählt wurden, heute erinnern sich die wenigsten an sie. Die meisten waren eben Rohrkrepierer.

(C) Copyright 2004-2010 by Kiat Gorina, Windsbach. Alle Rechte vorbehalten.

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Kommentare

F
<br /> Liebe Kiat,<br /> erst einmal möchte ich mich bei Silly für Ihre Ermutigung, und auch noch einmal bei Dir bedanken. - Die Kommentare gehen ja zuerst an Dich, und Du entscheidest über die Veröffentlichung. - Hinzu<br /> kommen die Anmerkungen, die Du schreibst. - Das ist sehr viel, was Du gibst! - Dein Buch werde ich mir kaufen und lesen.<br /> <br /> - "Wut" - Ich habe noch einmal nachgeschaut. - Bei Wikipedia ist eine neue Enzyklopädie im Entstehen: "Asawiki" - Und dort findet sich auch etwas über den Begriff "Wut" - "... ist ein germanischer<br /> Begriff, vergleichbar mit lat. furor, der Vorstellungen von psychischer Erregtheit, begeisterter oder besessener Raserei und dichterischer oder mantischer Inspiration verbindet...." - Wenn Worte<br /> wirksam sind, dann... - Ok, sehr spekulativ, grins! - Rom wurde erobert.... - Vielleicht ist der Begriff "Wutbürger" gar nicht einmal so schlecht...<br /> <br /> Herzlich grüßt Frank<br /> <br /> <br />
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K
<br /> <br /> Lieber Frank,<br /> <br /> <br /> die Kommentare werden von mir moderiert. Schließlich bin ich verantwortlich im SInne des Pressegesetzes. Und es wird ja auch viel Müll und Beleidigendes geschrieben, es fehlen auch<br /> keine Beschimpfungen.<br /> <br /> <br /> Dass du dir mein Buch zulegen und lesen willst, das freut mich natürlich! Vielleicht sehen wir uns mal auf einer meiner Lesungen?<br /> <br /> <br /> Mir geht es nicht darum, ob das Wort Wutbürger gut oder schlecht ist, sondern darum, ob Wutbürger so oft im bald vergangenen Jahr verwendet wurde, dass der Wutbürger Wort des Jahres werden<br /> konnte. <br /> <br /> <br /> Liebe Grüße, Kiat<br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> <br />
W
<br /> den worten der personen vor mir stimme ich zu.<br /> <br /> <br />
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S
<br /> Wutbürger! Und ich habe geglaubt, ich sei die Einzige, die dieses Wort noch nicht in den Mund genommen hat.<br /> Aber wir leben ja auch im Süden, vielleicht ist hier einfach das Vokabular anders und wir kennen Begriffe, wie "Brasskopf" oder "Zornbingel", was auch ganz gut passt.<br /> LG<br /> Sabiene<br /> <br /> <br />
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K
<br /> <br /> Liebe Sabiene,<br /> <br /> <br /> ich denke, die allerwenigstens haben dieses Wort vorher gehört - ausgenommen einige Spiegelleser  Es ist und<br /> bleibt ein Kunstwort. Deine Worte gefallen mir viel besser, weil sie lautmalerisch sind und ich dabei gleich ein Bild vor Augen habe.<br /> <br /> <br /> Liebe Grüße, Kiat<br /> <br /> <br /> <br />
S
<br /> hey frank -<br /> <br /> durch zufall habe ich das von dir gelesen, "eigentlich lebe ich kaum noch". das ist ist ja total traurig, ich hab eine gänsehaut bekommen. ich kann das so gut verstehen - und bei aller trauer,<br /> frank, ist es so superwichtig, immer wieder aufzustehen, zu kämpfen: und zwar zuallererst für sich selbst!!<br /> <br /> ob du dich dabei für politik interessierst, ist absolut nebensächlich, das private kommt immer zuerst: also, hab mut - steh auf, du bist wichtig, jeder einzelne zählt in der "weltenergie"! JEDER<br /> wird geliebt - versuche, dir das immer wieder vor augen zu halten, denn es STIMMT.<br /> <br /> <br />
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K
<br /> <br /> Lieber Frank,<br /> <br /> <br /> hör auf Sillys Worte, sie weiß, was sie schreibt!<br /> <br /> <br /> Liebe Grüße, Kiat<br /> <br /> <br /> <br />
F
<br /> Liebe Kiat,<br /> "ich schreibe um mein Leben!" - Und da ist schon einiges daran. - Ich schreibe recht viel und online. auch in einen Forum, das "e-stories" heißt und, wie ich denke, auch eine breite Leserschicht<br /> erreicht. Ich lese und kommentiere und beantworte Kommentare. - Und manche meiner Texte sind kritisch. - Mehrfach sind Glaubensüberzeugungen bei mir eingestürzt. - So etwas geht nicht spurlos<br /> vorüber. - Manchmal fällt es schwer, weiterzugehen, weiterzuleben. - Das geht wohl vielen Menschen so. - Meine Mutter hat uns durch Selbstmorddrohungen erpresst; da ist sicher auch einiges bei mir<br /> haften geblieben. - Und ich wurde als Kind vor mir gewarnt; ich wisse nicht, wie stark ich sei; auch das ist haften geblieben. - Nun ja, ich lebe noch! - Doch wenn viel zermürbend wirkt und<br /> einschränkt über lange Zeiträume; dann nagt das. - Und auch das habe ich erlebt. - Oft kommt mir alles wie ein Vakuum vor. - Nichts erreicht wirklich... - Mir fehlt das: "Sesam öffne Dich!" -<br /> Irgendwie, verrückt, wie ich bin, glaube ich immer noch an Märchen...<br /> Liebe Grüße und ganz herzlichen Dank für Deine Zeilen von Frank<br /> <br /> <br />
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K
<br /> <br /> Lieber Frank,<br /> <br /> <br /> Schreiben kann erleichtern, ich bemerke, dass du meist in deiner Vergangenheit dich bewegst. Das ist wichtig, aber du solltest auch nach vorne sehen. Nimm zum Beispiel deine Mutter. Du hast<br /> erkannt, was sie mit euch gemacht hat. Mit der Erpressung durch Androhung eines Suizids. Es ist gut, dass du das erkannt hast! Was für Konsequenzen ziehst du daraus? Was passiert ist, das ist<br /> Vergangenheit, das kannst du nicht ändern. Aber dein Leben kannst du ändern, deine Einstellung. Sieh nach vorn.<br /> <br /> <br /> Das letzte Mal hast du gefragt, weshalb ich so lebendig bin. Nun, das würdest du verstehen, wenn du mehr über mein Leben wüsstest. Viele, die mein Buch gelesen haben, fragen mich dann: Kiat, wie<br /> hast du überlebt? Nun, ich habe überlebt und vieles erlebt. Und immer wenn es mir sehr dreckig ging, begegnete ich Menschen, die mir geholfen haben ...<br /> <br /> <br /> Ich wünsche dir viel Energie, deinen Blick von der Vergangenheit auch in deine Zukunft zu lenken!<br /> <br /> <br /> Liebe Grüße, Kiat<br /> <br /> <br /> <br />

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  • : Tagebuch einer Schamanin, aufgewachsen in der mongolischen Steppe bei Nomaden, Vater deutsch, Mutter Mongolin.
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