Immer Ende eines Jahres ist es so weit: die GfdS präsentiert das Wort des Jahres, so auch am 16.12.2010. Und was ist das Wort des Jahres 2010? Wutbürger!
Jetzt mal ehrlich, wer hat dieses Wort schon vorher gehört? Außer Dirk Kurbjuweit. Der schrieb ein Essay und schuf dieses Wort. Und die GfdS kürte es zum Wort des Jahres 2010. Wer ist eigentlich die GfdS? Gesellschaft für die deutsche Sprache! Und wer bildet die Jury für das Wort des Jahres? Der Hauptvorstand dieser Gesellschaft und seine wissenschaftlichen MitarbeiterInnen.
Wie kam es zum Wutbürger? Wie schaffte es ein Autor für den Spiegel, ein Wort zu basteln, das Wort des Jahres wurde. Ganz einfach, die anderen Worte waren für die sogenannte Elite zu gefährlich! Also wurde die Wahl des Wortes für 2010 missbraucht und ein Kunstwort genommen, das eine sich abzeichnende Strömung bei den Deutschen verächtlich machen soll. Typisch Elite also. Was der Elite nicht in den Kram passt, das wird ins Lächerliche gezogen.
Auch an der GfdS ging die neue Strömung nicht spurlos vorbei. An zweiter Stelle landete "Stuttgart 21". Bundesweit wurde es bekannt. Ein Symbol für Bürger, die selbst entscheiden wollen und nicht mehr einverstanden sind, dass andere über sie entscheiden. Die Elite reagiert zunächst verschreckt und dann brutal - denken wir an den 30. September, genannt "schwarzer Donnerstag"! Hier zeigte die Elite ihr brutales Gesicht, schlug auf Kinder und Jugendliche ein, und veranstaltete ein Wettschießen auf Augäpfel von Demonstranten, manche wurden blind.
Da fuhr den Eliten ein gewaltiger Schrecken in die Glieder. Ein solches Wort durfte nie Wort des Jahres werden, also musste etwas anderes her, eben der Wutbürger. Der erklärte ja gleich, was diese Demonstranten treibt, Wut, blanke Wut, also Menschen, die sich selbst nicht beherrschen können - genau genommen psychisch Kranke. Kurzum, die Eliten nehmen sie nicht ernst.
Unter den zehn Kandidaten findet sich noch ein anderes Kunstwort: Femitainment. Schon mal gehört? Nö. Dieses Wort soll sich auf die Auseinandersetzung zwischen Alice Schwarzer und der Familienministerin beziehen. Ein ziemlich überflüssiger Streit - zumal die Familienministerin Schwarzer etwas vorwirft, was diese nie gesagt hat. Und daraus eine Diskussion zu konstruieren, das war der GfdS wohl dann selbst zu abwegig. Also blieb das deutsche Volk von diesem Wort verschont.
Aber es tauchten noch andere gefährliche Worte auf: Wikileaks. Das kam auf keinen Fall in Frage. Wenn da der große Bruder jenseits des Atlantik erfährt, dass die Krauts die Schöpfung von Julian Assange wählen, was glaubt ihr, was dann erst für "Geheimdokumente" hin- und hergeschickt und veröffentlicht werden.
Mit Wikileaks kam es zum Cyberkrieg, auch das ist gefährlich. Grund: Dieser Krieg lässt sich nicht mit konventionellen Waffen gewinnen, im Gegenteil, es gibt sehr viele Anhänger. Die treffen den Nerv der großen Konzerne und bringen diese ins Taumeln.
Ähnlich sieht es mit dem Wort "schottern" aus. Das wird ja gleich als Anleitung zum organisierten Widerstand und als Landfriedensbruch aufgefasst.
Froh bin ich, dass das Wort, das sich auf das Gen eines gewissen S. bezieht durchgefallen ist und wir davor verschont geblieben sind. Sonst wäre die GfdS gleich als PR-Abteilung für das zugehörige Buch des S. aufgefasst worden.
Eigentlich brauche ich mich überhaupt nicht aufregen. Grund: Wenn ich die Worte anschaue, die in den letzten 35 Jahren eben von dieser Gesellschaft ausgewählt wurden, heute erinnern sich die wenigsten an sie. Die meisten waren eben Rohrkrepierer.
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