Und wieder sollten die Salzburger Festspiele eröffnet werden. Die Rede sollte Jean Ziegler - Schweizer Soziologe - halten. Da muss wohl jemand in die Biographie Zieglers geschaut und gelesen haben und schlug die Hände über den Kopf zusammen. Dann stellte sich die Frage: Wie laden wir Ziegler wieder aus, ohne das Gesicht zu verlieren?
Also wurde gegrübelt. Und dann hatte jemand eine Idee: Der Ziegler schreibt und redet doch freundlich über den Gaddafi aus Libyen. Genau: Und Gaddafi wurde ja zum Despoten erklärt! Und der Ziegler sympathisiert mit einem Despoten! Vielleicht ist er selbst ein Despot. Thilo S. sagt bestimmt, Ziegler hat das Despoten-Gen im Blut!
Also wurde Ziegler ausgeladen. Ziegler hat trotz Ausladung seine Rede geschrieben, die Süddeutsche hat sie veröffentlicht. Sie ist wirklich lesesnwert. Und am besten gefällt mir, dass er zum Abschluss seiner Rede aus "Mutter Courage" von Bertolt Brecht zitieren wollte.
Ich stelle mir gerade die Reichen, die Superreichen und die Möchtegern-Reichen vor, wie sie schauen, wenn Ziegler ihnen einen Spiegel vorhält, anlässlich der Hungertoten auf diesem Planeten! Schließlich war Ziegler auch UN-Berichterstatter für das Recht auf Nahrung. Also ist doch wohl eine kritische Rede von ihm zu erwarten. Er hätte sein Publikum bestimmt nicht enttäuscht.
Wenn er nun seine Rede beendet hätte mit den Worten
Es kommt der Tag, da wird sich wenden
Das Blatt für uns, er ist nicht fern.
Da werden wir, das Volk, beenden
Den großen Krieg der großen Herrn.
Die Händler, mit all ihren Bütteln
Und ihrem Kriegs- und Totentanz
Sie wird auf ewig von sich schütteln
Die neue Welt des g'meinen Manns.
Es wird der Tag, doch wann er wird,
Hängt ab von mein und deinem Tun.
Drum wer mit uns noch nicht marschiert,
Der mach' sich auf die Socken nun.
Ich danke Ihnen
Die versteinerten Gesichter hätte ich nur zu gern gesehen.