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14. November 2008 5 14 /11 /November /2008 10:58
Gestern hat ganz verzweifelt eine Frau angerufen, sie ist geschieden und auf der Suche nach einem neuen Partner. Da gibt es ja die Communities, also hat sie sich ein Profil angelegt, sie war auch recht freizügig mit ihren Angaben. Dann bekam sie viele Zuschriften, die meisten recht plump, den Männern ging es offensichtlich nur um schnellen Sex.

Aber einer war anders, er schrieb richtig lieb und sie vertraute ihm intime Details an. Naja, so wusste er auch, dass sie einen Nebenverdienst sucht. Ja, und da empfahl er ihr, Staubsauger zu verkaufen. Nicht irgendwelche Staubsauger, sondern ganz besonders edle Teile, die den Staub durchs Wasser leiten, der wird dann gereinigt. Das Teil soll besonders für Allegiker geeignet sein.

Es kam zu einem ersten privaten Treffen, er gefiel ihr außerordentlich und sie schliefen auch miteinander. Sie meinte sich auf Wolken Sieben. Und das mit dem Verkauf von Staubsaugern, das hörte sich ja gut an. Er hatte auch so ein Teil rum stehen, noch originalverpackt. Dann zeigte er, wie sie das bei Kunden machen soll. Das war für sie nicht schwer, als Frau kann sie ja mit Staubsaugern umgehen.

Er machte ihr auch "Angebote", die sich sehr verführerisch anhörten. Je mehr Staubsauger sie über ihn bestelle, desto günstiger werde der Einkaufspreis. Am Anfang lief ihr "Geschäft" sehr gut an. Sie brachte viele Staubsauger an den Mann resp. an die Frau. Und weil der Verkauf so flott lief, wurde sie übermütig, nahm einen Kredit auf und bestellte gleich eine ganze Menge. Diese Staubsauger lagerte sie in ihrer Garage, ihr Kleinwagen musste halt im Freien stehen.

Aber dann brach der "Verkauf" ein: sie hatte alle ihre Bekannten abgegrast und an wildfremde Kunden kam sie nicht so ohne weiteres ran. Da sie aber bisher gut verkauft hatte, wurde sie vom "Hersteller" zu einer Sause auf Mallorca eingeladen. Sie freute sich darauf, weil sie da ihren Community-Freund wieder sehen werde. Der hatte sich in letzter Zeit ziemlich rar gemacht, er erzählte ihr, er habe viel im Ausland zu tun. Aber auf der Mallorca-Sause sei er natürlich dabei.

In Mallorca im Hotel angekommen, wunderte sie sich: Im Zimmer nebenan quartierte sich eine Frau ein, die ihr bekannt vorkam. Die Frau sprach sie an: "Erkennst Du mich nicht mehr, wir haben doch zusammen Abi gemacht!" Da fiel es ihr ein, ja sie waren im selben Abi-Jahrgang. Dann hatten sie sich viel zu erzählen. Natürlich auch, wie sie zum Staubsaugerverkauf gekommen waren.

Da stellte sich heraus, dass der Freund aus der Community auch die Schulfreundin angebaggert und zum Verkauf überredet hatte. Und die gleiche Masche: Er schlief mit ihr, die Frau war selig und sie stieg ins "Geschäft" ein. Dann trafen sie sich immer seltener, angeblich dringende Auslandgeschäfte.

Die beiden waren zunächst geschockt, aber dann verbündeten sie sich und warteten, bis ihr gemeinsamer Galan auftaucht. Das dauerte. Erst bei der Preisverleihung für die Top-Vertriebler stand er auf dem Podium. Vom Chef der "Firma" bekam er eine Riesenprämie ausgehändigt und wollte nach hinten verschwinden. Aber die zwei Frauen waren schon längst aufgestanden und stellten sich ihm in den Weg: "Na, kennst Du uns nicht mehr?" Dem Typen stand der Schweiß auf der Stirn.

Jetzt standen noch mehr Frauen auf, auch sie stellten sich dazu. Es kam zum Tumult. Viele Frauen schrien auf ihn ein, was für eine miese Sau er sei. Der Veranstalter kannte offenbar solche Szenen schon, denn er hatte vorsorglich Leute von einer Security-Firma angeheuert. Die schritten ein und brachten den Typen in Sicherheit. Die Frauen aber verdauten erst mal den Schock, aber dann solidarisierten sie sich und tauschten ihre "Erfahrungen" aus.

Alle hatten jetzt das gleiche Problem: bei ihnen zu Hause stapelten sich unverkäufliche Staubsauger. Wie sie leider erkennen mussten, waren die Staubsauger im Endverkauf viel zu teuer. Und einige hatten schon erlebt, dass die angesprochenen Leute erstaunt gesagt haben: "Was, soviel wollen sie dafür? Ich habe das viel billiger bekommen!"

Da dämmerte es einigen: Andere hatten auch zuviel eingekauft, zwar zu sehr günstigen Preisen, aber sie blieben drauf sitzen. Also fassten sie einen schweren Entschluss und verkauften die Teile zum Einkaufspreis, nur um sie los zu werden.

Die Frauen schmiedeten üble Rachepläne, sie wollten die Chefs sprechen, aber die ließen sich verleugnen. Als sie wieder in den Saal zurück wollten, stellte sich ihnen die Security in den Weg. Also "feierten" sie alleine.

Sie wollten zu Hause gemeinsam gegen den Typen und die "Firma" vorgehen. Leider wurde nichts daraus. Die schnelle Solidarität bröckelte bald und die arme Frau saß allein mit ihren Staubsaugern da. "Was soll ich machen?" Ich: "Verkauf deine Staubsauger billiger, damit Du wenigstens deinen Kredit zurückzahlen kannst und nur mit einem blauen Auge davonkommst." Sie: "Ich habe aber unterschrieben, dass ich den Endpreis einhalte." Ich: "Ich glaube kaum, dass diese windige Firma da was unternimmt. Hast Du eine Rechtsschutzversicherung?" Sie schüttelte den Kopf.

Mir geht dieser Typ nicht aus dem Kopf. Wie mag er sich fühlen? Er spielt mit den Gefühlen von einsamen Frauen und nutzt das schamlos für seine fragwürdigen Geschäftchen aus. Und dumm muss er auch sein, er musste doch damit rechnen, dass irgendwann mal alles auffliegt. Aber wahrscheinlich hat er geglaubt, dass er mit dieser Masche in Nullkommanix Millionär ist ...


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