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1. Februar 2009 7 01 /02 /Februar /2009 16:26
Heute früh ging ich mit Riffel spazieren, es hatte geschneit und darunter war es stellenweise sehr sehr glatt. Ein paar Mal hätte ich mich fast auf die Klappe gelegt. Auch Riffel hatte manchmal ihre Probleme, aber mit vier Beinen gerät sie nicht so schnell aus dem Gleichgewicht.

Da kam uns auf dem Flurbereinigungsweg ein Jeep entgegen, gesteuert von einem Altbauern. Er ließ die Scheibe runter und fragte grinsend: "Du bist doch Schamanin, da musst Du doch wissen, wann es endlich wärmer wird?!"

"Das ist ganz einfach: wenn die ersten Schneeglöckchen oder der Winterjasmin blühen, dann wird es bald wärmer."

Und ich setzte noch eins drauf: "Vom Auto aus wirst Du die Schneeglöckchen kaum sehen. Früher sind die Bauern noch zu Fuß ihre Felder abgegangen." Er bekam einen roten Kopf und gab zu viel Gas, prompt stand er schief auf dem Weg, beinahe wäre er im Graben gelandet.

Ich klopfte an seine Scheibe, er ließ sie runter und ich sagte: "Immer langsam! In der Ruhe liegt die Kraft!" Wütend, aber ganz langsam fuhr er weiter.

Als ich wieder zu Hause war, wartete ein anderer Altbauer auf mich. Er fragte mich, was ich mit dem H. gemacht habe, da erzählte ich ihm die Sache mit den Schneeglöckchen und seinem Jeep. Er grinste. Dann zeigte er mir ein dickes Buch, "Zorn der Wölfe". Er fragte mich, ob ich es lesen wolle. Ich blätterte darin und prompt stieß ich auf eine Stelle, die mir komisch vorkam:

Da waren zwei Männer in der Steppe unterwegs und sahen in der Ferne Wölfe, in der anderen Richtung gab es Schafe und noch wo anders Gazellen. Jetzt hatten sie Angst vor den Wölfen und bibberten erbärmlich. Außer Ferngläsern hatten sie nichts dabei.

Bei den Ferngläsern musste ich schmunzeln. Da diese Geschichte um 1960 herum spielen sollte, machten mich die Ferngläser stutzig. Die Nomaden, die ich damals kennen lernte, besaßen keine Ferngläser, aber dafür sehr scharfe Augen. Und später bei der Roten Armee hatte Schütze Arsch auch kein Fernglas.

Und was anderes passte nicht: Wenn Wölfe hungrig sind und Schafe, Gazellen und Menschen zur Auswahl haben, dann nehmen sie sich ein Schaf. Grund: Das lässt sich am einfachsten jagen. Bei Gazellen ist es schon schwieriger, da braucht es ein eingespieltes Team, ist dann auch kein Problem. Und Menschen greifen Wölfe nur in der allerhöchsten Not an. Warum? Menschen stinken für Wölfe bestialisch! So etwas essen Wölfe nur dann, wenn sie wirklich am Verhungern sind.

Diese Szene hat sich wohl ein Lektor ausgedacht. Einer, der in der Steppe aufgewachsen ist, bestimmt nicht!

Tja, was sollte ich jetzt machen? Er hat so treuherzig sein Buch angeschleppt, also habe ich mich bedankt dafür und versprach, es zu lesen.


(C) Copyright 2004-2009 by Kiat Gorina, Windsbach. Alle Rechte vorbehalten.






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Kommentare

S
der titel "zorn der woelfe" sagt doch eigendlich schon alles. *lach*<br /> <br /> lg :-)
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K
<br /> Liebe sousbois,<br /> <br /> wo du Recht hast, hast Du Recht;-)<br /> <br /> Liebe Grüße, Kiat<br /> <br /> <br />

Über Diesen Blog

  • : Blog von Kiat Gorina
  • : Tagebuch einer Schamanin, aufgewachsen in der mongolischen Steppe bei Nomaden, Vater deutsch, Mutter Mongolin.
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