16. Juni 2009
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22:50
Am Donnerstag, den 18. Juni 2009 wird Jürgen Habermas 80. Ich schätze diesen älteren und trotzdem kämpferischen Herrn sehr. Ist er doch einer der wenigen deutschen Philosophen, die ohne Maulkorb zum aktuellen Zeitgeschehen Stellung beziehen.
In der ZEIT (Nr. 46/2008) stand ein Interview, in dem er auch zur Finanzkrise gefragt wurde. Für ihn haben zu allererst die Politiker versagt:
"Auch die Spekulanten haben sich im Rahmen der Gesetze konsequent nach der gesellschaftlich anerkannten Logik der Gewinnmaximierung verhalten. Die Politik macht sich lächerlich, wenn sie moralisiert, statt sich auf das Zwangsrecht des demokratischen Gesetzgebers zu stützen. Sie und nicht der Kapitalismus ist für die Gemeinwohlorientierung zuständig."
Es ist wirklich Heuchelei, wenn Politiker sich jetzt die Mäuler zerreißen über die Heuschecken & Co., jedoch nichts gegen deren Gebaren unternehmen.
Wer z. B. geglaubt hat, das Parteien links von der Mitte in Zeichen der Krise Oberwasser bekommen, sieht sich getäuscht. Eigentlich ist das auch klar. In Krisenzeichen suchen viele Menschen ihr Heil in der Zuflucht in die Vergangenheit, sie wollen alles so haben wie vor der Krise. Sie wollen Lösungen, wie die Krise bewältigt werden kann. Und wenn keine Lösungen kommen, dann wollen sie wenigstens Versprechungen, wie das Rad der Zeit vor die Krise zurückgedreht werden kann.
Von den Linken dagegen kommt in dieser Hinsicht nichts, es werden nur alte antikapitalistische Kamellen wiedergekäut, aber konkrete Lösungen zur Bewältigung der aktuellen Krise? Fehlanzeige!
Und dass die SPD bei der letzten Europawahl kräftig abgestraft wurde, ist ja nur zu verständlich. Einer der ersten Totengräber der SPD war ja Gerhard Schröder mit seiner Agenda 2010. Es zahlt sich eben nicht aus, wenn Millionen von BürgerInnen in die Armut getrieben wurden. Gerade jetzt, wenn die Heerscharen der Arbeitslosen täglich wachsen werden, wissen ja die Betroffenen, z. B. die Zehntausende der Arcandor-Mitarbeiter, was das für sie bedeutet:
Zuerst dürfen diese armen Menschen ihr mühsam Erspartes "abschmelzen" und dann sind sie auf die Grundsicherung nach SGB X angewiesen, zynisch auch "Hartz IV" genannt. Je mehr Menschen auf diese Art in die Armut gestoßen werden, umso größer wird die Gefahr, dass es zu Protestaktionen kommt. Der soziale Friede dürfte dann für lange Zeit gestört sein.
Auch Habermas beklagt die sozialen Folgen des ökomischen Versagen des Systems. Er spricht von einer "himmelschreienden sozialen Ungerechtigkeit", dass nun die "verletzbarsten sozialen Gruppen am härtesten" getroffen werden:
"Nun wird die Masse derer, die ohnehin nicht zu den Globalisierungsgewinnern gehören, für die realwirtschaftlichen Folgen einer vorhersehbaren Funktionsstörung des Finanzsystems noch einmal zur Kasse gebeten."
Aber auch diese Finanzkrise hat etwas "Gutes". Habermas: Die "letzten neoliberalen Spechblasen" werden platzen. Und: "Ich hoffe, dass die neoliberale Agenda nicht mehr für bare Münze genommen, sondern zur Disposition gestellt wird. Das ganze Programm einer hemmungslosen Unterwerfung der Lebenswelt unter Imperative des Marktes muss auf den Prüfstand."
Auch sein Urteil zu den selbsternannten "Eliten" gefällt mir: "Es ist von abgründiger Komik, wie Wirtschaftsmanager - und nicht nur die - dem Elitegeschwätz unserer Talkrunden auf den Leim gehen, sich allen Ernstes als Vorbilder feiern lassen und mental den Rest der Gesellschaft unter sich lassen. Was, bitte, soll am Charakter von Leuten in Führungspositionen, die ihre Arbeit halbwegs ordentlich tun, exemplarisch sein?"
Ich wünsche Jürgen Habermas noch viele Jahre, in denen er weiterhin kritisch die sozialen Verhältnisse beurteilt. Und Habermas bleibt nicht nur beim Urteil, sondern er hat auch gute Vorschläge parat!
In der ZEIT (Nr. 46/2008) stand ein Interview, in dem er auch zur Finanzkrise gefragt wurde. Für ihn haben zu allererst die Politiker versagt:
"Auch die Spekulanten haben sich im Rahmen der Gesetze konsequent nach der gesellschaftlich anerkannten Logik der Gewinnmaximierung verhalten. Die Politik macht sich lächerlich, wenn sie moralisiert, statt sich auf das Zwangsrecht des demokratischen Gesetzgebers zu stützen. Sie und nicht der Kapitalismus ist für die Gemeinwohlorientierung zuständig."
Es ist wirklich Heuchelei, wenn Politiker sich jetzt die Mäuler zerreißen über die Heuschecken & Co., jedoch nichts gegen deren Gebaren unternehmen.
Wer z. B. geglaubt hat, das Parteien links von der Mitte in Zeichen der Krise Oberwasser bekommen, sieht sich getäuscht. Eigentlich ist das auch klar. In Krisenzeichen suchen viele Menschen ihr Heil in der Zuflucht in die Vergangenheit, sie wollen alles so haben wie vor der Krise. Sie wollen Lösungen, wie die Krise bewältigt werden kann. Und wenn keine Lösungen kommen, dann wollen sie wenigstens Versprechungen, wie das Rad der Zeit vor die Krise zurückgedreht werden kann.
Von den Linken dagegen kommt in dieser Hinsicht nichts, es werden nur alte antikapitalistische Kamellen wiedergekäut, aber konkrete Lösungen zur Bewältigung der aktuellen Krise? Fehlanzeige!
Und dass die SPD bei der letzten Europawahl kräftig abgestraft wurde, ist ja nur zu verständlich. Einer der ersten Totengräber der SPD war ja Gerhard Schröder mit seiner Agenda 2010. Es zahlt sich eben nicht aus, wenn Millionen von BürgerInnen in die Armut getrieben wurden. Gerade jetzt, wenn die Heerscharen der Arbeitslosen täglich wachsen werden, wissen ja die Betroffenen, z. B. die Zehntausende der Arcandor-Mitarbeiter, was das für sie bedeutet:
Zuerst dürfen diese armen Menschen ihr mühsam Erspartes "abschmelzen" und dann sind sie auf die Grundsicherung nach SGB X angewiesen, zynisch auch "Hartz IV" genannt. Je mehr Menschen auf diese Art in die Armut gestoßen werden, umso größer wird die Gefahr, dass es zu Protestaktionen kommt. Der soziale Friede dürfte dann für lange Zeit gestört sein.
Auch Habermas beklagt die sozialen Folgen des ökomischen Versagen des Systems. Er spricht von einer "himmelschreienden sozialen Ungerechtigkeit", dass nun die "verletzbarsten sozialen Gruppen am härtesten" getroffen werden:
"Nun wird die Masse derer, die ohnehin nicht zu den Globalisierungsgewinnern gehören, für die realwirtschaftlichen Folgen einer vorhersehbaren Funktionsstörung des Finanzsystems noch einmal zur Kasse gebeten."
Aber auch diese Finanzkrise hat etwas "Gutes". Habermas: Die "letzten neoliberalen Spechblasen" werden platzen. Und: "Ich hoffe, dass die neoliberale Agenda nicht mehr für bare Münze genommen, sondern zur Disposition gestellt wird. Das ganze Programm einer hemmungslosen Unterwerfung der Lebenswelt unter Imperative des Marktes muss auf den Prüfstand."
Auch sein Urteil zu den selbsternannten "Eliten" gefällt mir: "Es ist von abgründiger Komik, wie Wirtschaftsmanager - und nicht nur die - dem Elitegeschwätz unserer Talkrunden auf den Leim gehen, sich allen Ernstes als Vorbilder feiern lassen und mental den Rest der Gesellschaft unter sich lassen. Was, bitte, soll am Charakter von Leuten in Führungspositionen, die ihre Arbeit halbwegs ordentlich tun, exemplarisch sein?"
Ich wünsche Jürgen Habermas noch viele Jahre, in denen er weiterhin kritisch die sozialen Verhältnisse beurteilt. Und Habermas bleibt nicht nur beim Urteil, sondern er hat auch gute Vorschläge parat!
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