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9. April 2011 6 09 /04 /April /2011 23:04

Erinnern wir uns, Freiherr Karl-Theodor zu Guttenberg schrieb eine Doktorarbeit. die sich als Plagiat herausstellte. Das bestreitet niemand.

Blamiert ist nicht nur der freiherrliche Abschreiber, sondern auch die Universität Bayreuth. In der WELT ONLINE erschien der Artikel "Guttenbergs Angst vor der neuen Bayreuther Offenheit". Ich zitiere daraus:

"Der ehemalige Bundesminister der Verteidigung hat seine Dissertation in großen Teilen aus Collagen fremder Texte komponiert. Er hat die Gedanken anderer Autoren ohne Quellenangabe verwendet, er hat Gutachten der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags ohne Genehmigung einfließen lassen. Guttenberg hat also ein Plagiat verfasst statt einer eigenständigen Arbeit. Deshalb ist er von seinen öffentlichen Ämtern in Bundesregierung, Parlament und CSU zurückgetreten. Deshalb hat er seinen Doktortitel zurückgegeben. Offen ist allein noch eine Frage. Nämlich die, ob der Freiherr weitere Konsequenzen zu fürchten hat."

Aber Hallo, ein Freiherr darf abschreiben, braucht keine Quellen zu nennen, lässt den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags für sich arbeiten und gibt dessen Ergebnisse als seine eigenen aus! Was muss denn noch passieren? Darf ein prominenter Freiherr gegen das Urheberrecht verstoßen? Offensichtlich ja!

Derzeit soll die bayerische Justiz nach einer Möhlichkeit suchen, ein Ermittlungsverfahren gegen den Freiherrn einzustellen - wegen mangelnden Interesses. Ich zitiere wieder aus dem vorgenannten Artikel:

"Nach Informationen des „Spiegel“ sieht die bayrische Justiz die Sache eher restriktiv. Die Behörden suchten derzeit nach Präzedenzfällen, in denen Ermittlungen wegen Urheberrechtsverstößen mangels öffentlichen Interesses eingestellt wurden, berichtete das Blatt."

Sollte gegen zu Guttenberg wirklich straffrei davonkommen, dann ist das blanker Hohn für all die Menschen, die schwer an ihrer Promotion gearbeitet haben resp. daran arbeiten! 

Dass die deutsche Justiz bei nichtadeligen Menschen anders urteilt und den Grundsatz "in dubio pro reo" ignoriert, zeigt der Fall einer sechzehnjärigen Realschülerin, der die Schulleitung vorgeworfen hat, bei der Abschlussprüfung geschummelt zu haben. Die Schule warf dem Vater des Mädchens vor, er habe seiner Tochter die Lösungen für die Aüfgaben in Englisch, Deutsch und Mathematik "besorgt", schließlich habe er einen Generalschlüssel besessen. Der Vater wurde von diesem Verdacht freigesprochen. Dennoch war die Schulleitung überzeugt, das Mädchen habe abgeschrieben. Das Mädchen klagte - und verlor ... 

Quellen: 

Süddeutsche Zeitung: "Vater im Schulamt? Nützt nichts"

FOCUS ONLINE: "Schulamtsmitarbeiter half Tochter wohl beim Mogeln"

Die alten Römer hatten demnach schon recht, wenn sie schrieben: Quod licet jovi non licet bovi.

 

 


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Kommentare

P
<br /> Tja, das ist dann wohl das altbekannte Problem von Theorie und Praxis:<br /> In der Theorie sind Theorie und Praxis dasselbe, in der Praxis sieht es anders aus. ;-)<br /> <br /> <br />
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K
<br /> <br /> Wie wahr, wie wahr! Wobei meistens die Männer oft die unverbesserlichen Theoretiker sind - meiner Erfahrung nach <br /> <br /> <br /> <br />
F
<br /> sowas !<br /> <br /> <br />
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P
<br /> Dem Volk der Denker gehen halt die Denkerinnen ab. Oder niemand hört ihnen zu. Ich finde hier gibt es durchaus ein erhebliches öffentliches Interesse. Wenn das Verfahren aus diesem Grund<br /> eingestellt wird, ist das eine Verhöhnung der Bevölkerung. Es wird immer verrückter ...<br /> <br /> <br />
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K
<br /> <br /> Genau, das dürfte der Grund sein! Wenn nur Männer entscheiden, kommt meistens Murks heraus. Mein Bär erzählte mir eine Geschichte, die als er Projektleiter erlebte:<br /> <br /> <br /> Ein Kunde war von IBM zu Siemens umgestiegen und da mussten ca. 1.000 Programme geändert werden. Nichts Schlimmes - nur stereotype Arbeit. Er teilte die Arbeit in zwei gleiche Teile und gab sie<br /> an zwei Mitarbeiter, eine erfahrene Frau und einen jungen Hüpfer - frisch von der Hochschule. Die Frau seufzte tief unf machte sich konsequent an die Arbeit. Der junge Hüpfer war sich zu fein,<br /> immer dieselben Befehle einzutippen und wollte dafür ein Programm schreiben, das diese Arbeit automatisch macht. Nach einer Woche fragte mein Bär, wie weit sie gekommen sind. Die Frau hatte<br /> bereits ein Viertel der Programme geändert und getestet, Der junge Hüpfer murmelte etwas von unvorhergesehenen Schwierigkeiten. Auf die Frage "Wieviele Programme haben Sie bereits umgesetzt?"<br /> bekam er einen roten Kopf. "Bis wann sind der Schwierigkeiten behoben?" - Anwort: "Nur noch ein paar Tage - dann aber geht es automatisch!" Mein Bär nickte. Eine Woche später, die Frau hatte<br /> bereits die Hälfte der Programme umgesetzt und war eigentlich fertig. Der junge Hüpfer hatte immer noch Schwierigkeiten ... Da fragte mein Bär die Frau, ob sie zusammen mit dem jungen Hüpfer die<br /> restlichen Programme umsetzt. Der Junge musste stets seine ältere Kollegin fragen und ihr das Ergebnis vorzeigen. Eine Woche später waren alle Programme umgesetzt und getestet.<br /> <br /> <br /> Der Junge war sauer auf meinen Bären und wollte ihn anschwärzen beim Direktor ... hat aber nicht geklappt. Der war froh, dass die Umsetzung geklappt hatte und die Programme auf der<br /> Siemens-Maschine liefen ...<br /> <br /> <br /> <br />
J
<br /> Hallo Kiat,<br /> <br /> also an meinem Interesse mangelt es gewiss nicht.<br /> Übrigens auch danke für die Zusammenstellung!<br /> <br /> Gruß, Juliane<br /> <br /> <br />
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K
<br /> <br /> Liebe Juliane, das weiß ich! Ich rege mich halt auf, dass es viele Einzelaktionen gibt, und nirgends jemand, der das bündelt und konzentriert. Es kann doch nicht sein, dass Jakob Augstein mit<br /> seinem Artikel - zu Recht - von der "Überflüssigen" spricht und es gibt keinen Aufschrei! Von zehn Millionen und mehr! Sind die Deutschen derart dressiert, dass sie sich alles gefallen lassen?<br /> Was ist nur aus dem Volk der Denker geworden?! Nachdenkliche Grüße, Kiat<br /> <br /> <br /> <br />

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  • : Blog von Kiat Gorina
  • : Tagebuch einer Schamanin, aufgewachsen in der mongolischen Steppe bei Nomaden, Vater deutsch, Mutter Mongolin.
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