Gelegentlich telefoniere ich mit einer Studienkollegin. Sie war sehr gut und bekam gleich nach dem Studium ein guten Job in der Schweiz angeboten. Den nahm sie an.

Vor zwei Jahren bemerkte ich eine Veränderung bei ihr. Sie redete immer öfter von "ihrer" Kinesiologin. Ja, und dass sie sich bei ihr zur "keltisch-orthodoxen Ölpriesterin" ausbilden lässt. Ich ließ mir diesen Titel wiederholen. Ja, es stimmte.

Beim nächsten Ausbildungswochenende kam ein "Professor" aus Ungarn dazu, der hatte eigens geschnittene Ruten mitgebracht. Die waren von ihm persönlich geweiht worden. Und dann ein Holzkästchen, gefüllt mit den geweihten Ölen. Ich sagte dann zu ihr: "Du pass auf, dass die dich nicht ausnehmen wie eine Weihnachtsgans! Überprüf doch mal in deinem Labor, woraus diese Öle bestehen. Sicher ist sicher!"

"Ach, du bist ja nur neidisch, dass du dir eine solche Ausbildung nicht leisten kannst! Billig ist so etwas nicht!"

Hatte ich es mir doch gedacht! Dann war längere Zeit Funkstille zwischen uns. Bis sie dann wieder anrief. Ziemlich traurig: "Du hast doch recht gehabt, der Professor war kein Professor, der wurde wegen Betrug von der Polizei festgenommen, es stand in der Zeitung. Und dann habe ich alle Ölfläschchen untersucht, alle mit dem gleichen Salatöl gefüllt, schon ranzig."

"Wieviel hat dich der Spaß gekostet?"

"Fast 20.000 Franken ... Aber ich hätte ja selbst draufkommen können. Allein keltisch-orthodox!"

"Das ist ein ausgemachter Unsinn!"

"Und Ölpriesterin?! Da hat sich jemand etwas nur ausgedacht. Naja, du hast es erkannt! Und fällst das nächste Mal nicht mehr herein."

"Bestimmt! Von nun an mache ich um diese Eso-Tanten einen weiten Bogen!"

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