15. November 2009
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Haundorf, Gemeinde Schnelldorf, Landkreis Ansbach: vor einigen Jahren kaufte sich ein Münchner, nennen wir ihn Werner, ein kleines Häuschen neben der Kirche und wollte dort seinen Lebensabend verbringen ...
Wer heute in dieses Dorf fährt, an beiden Ortseingängen Schilder, ziemlich groß, darauf steht: "3 Windräder, 1 Glockengegner sind zu viel! Darum, Stopt den Wahnsinn und die Wahnsinnigen".
Was ist ein Glockengegner? Und wer ist ein Glockengegner? Das ist nach Meinung der Gemeinde eben dieser Werner. Wie wird jemand in Haundorf zum Glockengegner? Weil er gegen Glocken ist? Aber Werner ist nicht gegen Glocken. Er hat nur etwas dagegen, wenn alle Viertelstunde die Kirchenglocken läuten, um die Uhrzeit anzuläuten, rund um die Uhr, auch nachts. Und dann wird täglich mehrmals zum Gebet geläutet.
Da hat Werner ein Büro beauftragt, das hat mehrere Tage lang gemessen, wie laut das Geläute ist. Nun hat der Gesetzgeber festgelegt, wieviel Lärm in einem Dorf erzeugt werden darf. Werner geht davon aus, das gilt auch für die Kirche. Die Ingenieure des beauftragte Büros hatten festgestellt, dass die Kirchenglocken um das Doppelte zu laut sind.
Also klagte er vor dem Verwaltungsgericht, das ist schon länger her, aber diese Verhandlung wurde vertagt, um ein Gutachten einzuholen. Dabei hatte Werner ja schon Messergebnisse vorzuweisen. Bis heute gab es keine neue Verhandlung.
Aber in der Zwischenzeit hat er wegen der Klage offenbar den Hass der Haundorfer Dörfler auf sich gezogen: Diese Schilder wurden aufgestellt, die Dorfkinder werden gegen ihn aufgehetzt, anonyme Flugblätter werden verteilt, darin wird gedroht, anonyme Anrufe ...
In der Lokalpresse wurde auch von diesem Fall berichtet. Der Redakteur fragte den Pfarrer zu den Reaktionen seiner Schäfchen. Der Pfarrer finde diese Schilder "äußerst unglücklich". Und auch der Bürgermeister wurde gefragt, wieso er nichts gegen diese Schilder unternehme?
Ja, diese Schilder stünden nicht auf Gemeindegrund und diese Schilder verschandelten das Ortsbild nicht, so dass er dagegen vorgehen müsste. Ich kenne dagegen Gewerbetreibende, die auf ihre Wirtschaft beispielsweise aufmerksam machen wollen, die haben es nicht so leicht, Schilder in die Landschaft zu stellen.
Es geht auch nicht darum, wieso Werner sich gerade dieses Haus neben der Dorfkirche kaufte, er hätte doch wissen müssen, dass da Glocken bimmeln. Stimmt. Aber er ging halt davon aus, dass die Kirche sich an die Vorschriften hält, was den Schutz vor Lärm angeht. Ich kenne den Fall einer Schreinerei, die seit Generationen inmitten eines Dorfes stand. Die bekam dann von Amts wegen eine Auflage, ihre Schreinerei an den Ortsrand zu verlagern. Sie wurde dazu gezwungen, aber diese Verlagerung wurde zu teuer und die Schreinerei musste Insolvenz anmelden. Dann kehrte zwar Ruhe ein, aber ein halbes Dutzend Arbeitsplätze wurden vernichtet.
Besonders bedenklich finde ich, dass die Einheimischen sich jetzt gegen den Zugezogenen verbündet und die Dorfkinder gegen ihn aufgehetzt haben. Und das unter dem Vorwand der christlichen Glaubenslehre.
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