Da haben die Befürworter von S21 bereits frohlockt: Mit den Schlichtungsgesprächen haben wir den Gegnern von S21 die Luft aus den Segeln gestrichen! Jetzt stellt sich raus, dass die Gegner nur Luft geholt haben.
Und rund 40.000 Demonstranten gingen letzten Samstag auf die Straße, die Polizei kommt allerdings auf nur 13.000, das macht sie immer so, die Teilnehmerzahl wird gekürzt, frei nach dem Motto: Was nicht sein darf, auch nicht sein kann!
Auch Kanzlerin Angela mischt sich ein: Der Widerstand gegen dieses Monsterprojekt ist schädlich! Ja, Angela muss es ja wissen. Wieso ist der Widerstand schädlich? Das hat ihr ihr Einflüsterer Roland noch nicht gesagt, Roland muss es wissen, er hat den Job eines Ministerpräsidenten geschmissen und ist jetzt oberster Polier beim Bau, er baut jetzt an S21 mit.
Und irgendwann wird Roland Angela einweihen: S21 ist nur ein Pilotprojekt für etwas viel Größeres! Für ein bundesweites Projekt. S21 in Stuttgart ist nur der Anfang. Worum geht es? Um das Wetter. Erinnern wir uns, vor Jahrzehnten warb die Bahn mit dem Spruch "Alle reden vom Wetter, wir nicht!" Heute ist dieser Spruch irgendwie unpassend, eher schon "Keiner redet vom Wetter, aber über die Bahn!"
Nun ja, die Bahn schafft es einfach nicht, ohne Störungen im Winter zu fahren. Da frieren Weichen ein, da frieren Türen ein, da fallen Heizungen aus, da reißen Oberleitungen und so weiter ... Die Scharen von Beraterchen haben da eine Idee: Bundesweit geht die Bahn in den Untergrund, da spart sie dann die Leute für das Schnee schippen. Und im Untergrund ist es wärmer, da friert auch nichts ein. Ist doch eine tolle Idee?!
Das mit dem Untergrund, das muss erst ausprobiert werden - eben in Stuttgart, nur dürfen das nur Eingeweihte wissen. Dieses bundesweite Projekt hat ein enormes Potential: für Arbeitsplätze! Ursula verpflichtet ihre Langzeitarbeitslosen nicht mehr zur Bürger-, sondern zur Bahnarbeit. Viele von denen meckern sowieso in Untergrundbewegungen wie den Linken, also stecken wir sie in den Untergrund! Dann geben sie endlich Ruhe.
Und oberhalb der Tunnelysteme werden viele Grundstücksflächen frei, da bauen wir lauter Einkaufszentren, direkt über den Tunnels - mit Fallröhren für die Einkäufe. Und für den Ausstieg und Aufstieg in die Einkaufsebene gibt es Abenteuer-Röhren, da wird geklettert. Wer alt und wacklig ist, der hat sowieso bei der Rente 67+ kein Geld mehr und kann sich nichts leisten. Dieses Monster-Monster-Projekt ist auch Monster-ökologisch! Die Kunden kommen mit der Bahn und fahren wieder mit der Bahn nach Hause. Das reduziert Abgase.
Und noch einen sehr großen Vorteil hat dieses Monster-Monster-Projekt: Sollten mal die Sicherheitssysteme nicht funktionieren und Züge frontal zusammenstoßen - so etwas kommt ja heute immer wieder vor - wir können doch für die Unterschichten nicht überall Sicherheitssysteme einbauen - wo kämen wir da hin? Wenn das alles unter der Erde abläuft, dann kriegen das die Journalisten nicht mit und wir sperren einfach einen Tunnelabschnitt ...
Alles in allem - nur Vorteile über Vorteile - meinen die Beraterchen .. Also wird gebaut ...
Info: taz.de
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