Die deutschen Fernsehzuschauer haben es sehr schwer: Immer mehr werden Sendungen - vor 20:00 Uhr - von Werbeblöcken zerhackt. Und da die Qualität der Werbung und der Sendungen sich immer mehr angleichen, wird es für die Zuseher immer schwieriger zu erkennen: Wann beginnt die Werbung? Wann hört sie endlich auf?
Oft genug soll es vorkommen, dass der Mann - geschafft von der Arbeit - seinen verdienten Feierabend auf dem Sofa verbringt, bis seine holde Frau ihn stört: "Seit wann schaust du Werbung?" und ihren Holden aufschreckt.
Ja, da haben ganz findige Chinesen einen Pausenmelder entwickelt: Und der Perlenversand nahm ihn gleich im Angebot auf. Was macht so ein Pausenmelder? Das ist ein Gerät, das wird in die SCART-Buchse gesteckt - das ist ganz einfach. Und dieses clevere Gerät untersucht, ob im aktuellen Fernsehbild ein bekanntes Logo eines Fernsehsenders erscheint. Dann gibt dieses Gerät Ruhe - nichts passiert.
Und dafür brauche ich diesen Pausemelder? Ja, wenn nämlich kein Logo eines Senders erscheint, dann handelt es sich um Werbung und das Gerät kräht mit Fistelstimme: "ACHTUNG WELBUNG"! Immer wieder!
Welbung? Was soll das bedeuten? Nun ja, die Chinesin, deren Stimme verwendet wurde, hat halt Schwierigkeiten mit dem R - das soll ja bei Chinesen öfters vorkommen. Ach so!
Gar nicht so schlecht die Idee. Da kann ich dann beruhigt in die Küche gehen und die nächste Flasche Bier holen. Oder auf dem Balkon eine Zigarette rauchen. Und wenn das Gerät schweigt, dann gehe ich wieder zurück ins Wohnzimmer.
Ja, es soll auch Luxusausführungen geben, die arbeiten mit einer dazu schaltbaren Warnleuchte, die dann ständig blinkt. Also, die Chinesen lassen sich schon etwas einfallen.
Und einfallen ließ sich auch die Bundesarbeitsministerin. Obwohl sie adelig ist, hat sie ein Herz für die Ärmsten der Armen - den Hartz IV Beziehern - denken wir nur an die Bildunsgpäckchen, die sie extra für die armen Kinder geschnürt hatte.
Also, diese Arbeitsministerin will als Pausenmelder keine Geräte einsetzen, sondern sozusagen humane Rohstoffe. Davon gibt es ja genug! Es gibt dann - von befristet angestellten Sozialpädagogen geleitete - Weiterbildungsmaßnahmen, nämlich Kurse für künftige Pausenmelder. Da werden die Kursteilnehmer gedrillt, welche Fernsehsender und Logos es gibt. Und sie werden dann bei den Kunden in die Ecke gestellt und wenn sie merken, dass das Logo verschwunden ist, melden sie mit lauter Stimme: "ACHTUNG WERBUNG"! Je nach Dialekt.
Bei fränkischen Pausenmeldern könnte es Probleme mit dem Vermieter geben. Grund: Fränkisch kann sehr leicht als Hundegebell interpretiert werden und wenn im Mietvertrag steht, dass Hunde nicht erlaubt sind?
Die Kunden können auch Sonderwünsche äußern, beispielsweise dass der Pausenmelder mit einem Fähnchen winkt - vorzugsweise mit dem Fähnchen des Lieblingsfußballvereins. Dies ist beliebig ausbaufähig.
Und es wurde auch an die Bürokratie gedacht: Die Kunden müssen nur täglich einen kleinen Fragebogen ausfüllen, da müssen sie nicht viel angeben, nur
- ob der Pausenmelder seine Arbeit ordentlich gemacht hat
- ob er pünktlich erschienen ist
- ob er zuverlässig Werbung erkennt
- ob er aus Mitleid von den Kunden "gefüttert" wurde. Falls ja, wie hoch der Wert dieser Futterabgabe geschätzt wurde. Denn das wird dann dem Pausenmelder vom Tagessatz abgezogen
- ob der Kunde dem Pausenmelder etwas geschenkt hat, zum Beispiel gebrauchte Kleidung. Falls ja, wie hoch ist der geschätzte Wert der Kleidung? Usw.
Und das Oberhaupt der Bundesarbeitsagentur hat gleich Zusatzbedarf an Personal angemeldet, weil ja diese täglich eintrudelnden Frage- und Erhebungsbögen abgeheftet und ausgewertet werden müssen. Und sein Budget muss erhöht werden, weil ja Auswertungsprogramme zu erstellen sind und das muss an Softwarehäuser im Fernen Osten vergeben werden.
Ja, da soll es doch wirklich einen Juniorberater bei McKinsey gegeben haben, der hat doch allen Ernstes ausgerechnet - so mit Tabellenkalkulation und so, dass es viel billiger kommt, wenn der Staat allen ein chinesisches Gerät spendiert, als diesen Auswuchs an Bürokratie mit Steuergeldern zu finanzieren.
Glücklicherweise hat sofort die EU-Bürokratie sich zu Wort gemeldet und den flächenweiten Einsatz der chinesischen Geräte untersagt. Grund: Vorher müsse eine EU-weite Auschreibung stattfinden, damit auch andere Anbieter eine Chance haben! Aber wenn es keine anderen Anbieter gibt? Das macht nichts - es muss trotzdem eine Ausschreibung erfolgen. Der Wettbewerb im freien Markt muss gesichert sein!
Aber wenn sich die Arbeitsministerin etwas in den Kopf gesetzt hat, dann wird das durchgezogen! Koste es, was es wolle! Deshalb hat sie ihre Verbindungen spielen lassen, dass eine Nebenrolle für die Dauerberieselung Lindenstraße geschaffen wird - für Pausenmelder - männliche und natürlich auch weibliche! Darauf hat ihre frühere Praktikantin und jetzige Familienministerin bestanden. Huldvoll hat die Arbeitsministerin zugestimmt!
Und sie nimmt auch die privaten Sender mit ins Boot: Wenn diese Firmen in ihren Sendungen auch Gelegenheiten für Pausenmelder schaffen, erhalten sie staatliche Zuschüsse. Aus dem Etat für Erwachsenenbildung. Die ersten Pausenmelder wird es im Dschungelcamp geben. Jedoch muss erst ein kleines bürokratische Problem gelöst werden: Wie hoch wird der "Urlaubswert" für den Pausenmelder geschätzt - denn das muss natürlich mit dem Bezug der Bedarfgemeinschaft verrechnet werden. Deutsche Bürokraten arbeiten immer sehr korrekt!