Schlecker hat Insolvenz angekündigt. Das macht sich gerade auf dem Land bemerkbar - auch in Bayern. Ich wohne ja in der Nähe von Wolframs-Eschenbach - berühmt wegen seines Dichters Parzival - da kann ich hautnah beobachten, wie immer mehr Läden verschwinden.
Vor über einem Jahr gab es noch einen Kaufmannsladen - und die Gemeinde hatte nichts anderes zu tun, als große Baumaßnahmen anzukündigen und durchzuführen. Über ein Jahr lang. Touristen, die sich die Altstadt ansehen wollten, sahen nur aufgerissene Straßen und Baustellen.
Das lud nicht gerade dazu ein, in den Gasthäusern einzukehren. Besonders schlimm erwischte es die Betreiberin eines Cafés - der Straßenlärm und der Baustaub vertrieben die Gäste. Und ein Kaufmannsladenbesitzer hatte auch die Nase voll und wollte seinen Kunden nicht zumuten, über Baustellen zu seinem Laden zu klettern - er sperrte seinen Laden ganz zu!
Sehr zum Nachteil der Bewohner dieses Städtchens - jetzt hatte ein Discounter das Monopol - dementsprechend führt sich die Marktleiterin auf. Bestimmte Leute, die sie persönlich kennt, lässt sie sich bei jedem Einkauf die Handtaschen vorzeigen. Staatdessen sind die Gassen zwischen den Regalen kreuz und quer vollgestellt, das Sortiment nicht ordentlich eingeräumt.
Folge: Die Kunden bleiben weg. Lieber bilden sie Fahrgemeinschaften in die nächste Stadt zu einem anderen Discounter - da ist das Personal viel freundlicher. Ja, und Anfang des Jahres wollte ich im Schleckermarkt etwas schnell einkaufen, das ging aber nicht mehr. Grund: Auch die Schleckerfiliale wurde überraschend geschlossen.
Und das ist nicht die einzige in kleinen Städtchen. Vor Jahren hatte Schlecker auch auf dem flachen Land Filialen eröffnet - für viele Menschen ein Vorteil. Vor allem für ältere Menschen, die nicht mehr Auto fahren und deshalb auf den öffentlichen Verkehr angewiesen sind.
Und dann ließ Schlecker noch Videos der folgenden Art drehen:
Tja, die 285 Meter Entfernung, die waren einmal! Jetzt müssen die Kunden das Zwanzigfache fahren - mindestens. Und ob ein solches Werbevideo Menschen animiert, bei Schlecker einzukaufen, da habe ich meine Zweifel.
Auf dem Land ist in Bayern der öffentliche Nahverkehr sehr verbesserungsbedürftig. Oft gibt es da nur einen Schulbus. Wir alle werden ja nicht jünger. Das merkte auch ein Regierungspräsident, nach seiner Pensionierung zog er aufs Land in ein kleines Städtchen. Aber nicht für lange. Dann zog es ihn zurück nach München: Da hat er alles, was seine Frau und er so brauchen in der Nähe - zu Fuß erreichbar: Arzt, Apotheke, Einkaufsmöglichkeiten etc. Und nicht zu vergessen das kulturelle Angebot in einer Großstadt.
Kein Wunder, wenn dieser Landkreis immer mehr an Einwohnern verliert. weil mehr Ménschen wegziehen als hinzukommen. Und mit Freibier auf Wahlveranstaltungen eines Kandidaten für das Amt des Landrates lassen sich Leute anlocken, aber ob diese Freibiertrinker für den Landkreis von Vorteil sind, sei dahingestellt.