Heute erhielt ich einen dicken Brief. Darin befand sich ein ausgedrucktes Manuskript. Eine Freundin ist Professorin für Germanistik und eine Studentin hat recherchiert über eine Geschichte, die in einem der benachbarten Dörfer passiert ist.
Sie hat dieses Material für eine Novelle verwendet. Und ich sollte den Text lesen und was ich davon halte. Das mache ich doch gerne.
Kurz zur Handlung: VorJahren wollte das Ehepaar S. in diesem Dorf seinen Lebensabend verbringen. Der Mann war Arzt und seine Frau kam aus Hamburg, ihr Vater besaß eine Reederei. Sie hatten sich ein Grundstück am nördlichen Rand des Dorfes ausgesucht und waren mit dem Besitzer, einem Bauern, einig geworden und kauften das Grundstück.
Als bekannt wurde, dass der Bauer an "Fremde" verkauft hatte, bekam er Vorwürfe zu hören.
Das Ehepaar S. baute einen Bungalow mit Swimmnigpool. So etwas hatte es in diesem Dorf noch nie gegeben. Und so ein komisches Dach?! Im Dorf gab es nur fränkische Dächer! Keine Walmdächer!
Und um das Grundstück wurde ein massiver Zaun gezogen, wegen der Gaffer ...
Die Dörfler fanden immer mehr Gründe, dieses Ehepaar S. schlechtzumachen: sie beteiligten sich angeblich nicht am "Dorfleben" und schlimmer noch, sie mieden das Wirtshaus im Dorf und gingen sonntags immer im Nachbarstädtchen essen. So was aber auch.
Es kam wie es kommen musste: Eines Morgens so gegen halb vier Uhr früh schlugen Flammen aus dem Dachstuhl, die Dörfler versammelten sich am Dorfplatz und schauten zu. Das wurde dann einem zu bunt, er ging zum Feuerwehrhaus und drückte auf den Sirenenknopf.
"Was tust du da? Lass es doch brennen?" wurde ihm vorgeworfen. Nun musste die Feuerwehr ausrücken und die der benachbarten Dörfer auch. Zu spät, das Obergeschoss war zerstört. Im Swimmungpool wurden zwei Leichen gefunden, das Ehepaar S. Es wurde zwar ermittelt ...
Dann setzten die Dörfler den Bauern unter Druck: er müsse das Grundstück von den Erben zurückkaufen! Sie hatten ein Druckmittel, dieser Bauer hatte nämlich einst seine eigene kleine Tochter mit dem Traktor überfahren ...
Wer waren die Erben? Das Ehepaar S. hatte keine Kinder. Deshalb haben sie als Alleinerben eine Hamburger Stiftung für Schiffsbrüchige bestimmt. Der Bauer kaufte von dieser Stiftung Grundstück und Ruine zurück. Und er musste dem Dorf versprechen, nie wieder an Fremde zu verkaufen!
Dann wurde das Obergeschoss wieder aufgebaut, aber mit einem fränkischen Dach. Einer der Söhne des Bauern wohnte dann für einige Wochen in diesem Haus, aber es gruselte ihn und er zog wieder zurück zu Hotel Mama. Seitdem steht dieses Haus leer, es soll dort auch spuken ...
Die Autorin hat das mit vielen dramaturgischen Spannungsbögen gestaltet, es liest sich sehr gut und wird gewiss ein Renner!
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